Drei Zechsprüche
1.
Die Erd' ist ein gehöhlter Becher,
Darinnen schäumt als Trunk das Meer;
Der Himmel selber ist der Zecher,
Er beugt sich durstig drüber her,
Um mit der Sonne glüh'nden Lippen
Das Meer von Grund aus einzunippen.
2.
Blühten alle Herrlichkeiten
Zusammen in eine Blume der Au,
Und flössen alle Süßigkeiten
Zusammen in einen Tropfen Tau;
Den Tau aus der Blume in einem Zug
Möcht' ich trinken, dann hätt' ich genug.
3.
Es ist der Kopf ein Lustgezelt,
Darin drei Stühle sind gestellt,
Das erste Glas tritt ein als Gast,
Nimmt auf dem ersten Stuhle Rast;
Das zweite Glas kommt hinterdrein
[220]Und nimmt den zweiten Stuhl sich ein;
Wenn nun das dritte kommt zuletzt,
So sind die Stühle rings besetzt.
Da kommt ein vierts noch wie der Blitz,
Sieht um sich und sieht keinen Sitz;
Und weil es doch nicht stehen kann,
So fängt es einen Lärmen an,
Zerrt an den andern hier und dort,
Und keins will räumen seinen Ort.
Da balgen sie sich ritterlich
Und werfen von den Stühlen sich,
Und noch ein Glück ist's, wenn das Zelt
Nicht selbst mit übern Haufen fällt.