22.

So wahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt,
So wahr aus einem Keim des Baumes Krone sprießt,
So wahr erkennest du, daß der ist einzig einer,
Aus welchem alles ist, und gleich ihm ewig keiner.
Doch fühlt der Mensch so weit vom Ursprung sich getrennt,
Daß Mittelstufen er notwendig anerkennt.
Ob er sie Götter mag, Kräft' oder Geister nennen,
Ihn binden sollen sie an Gott, von Gott nicht trennen.
Sie sollen das Geweb' vom Mittelpunkt ausbreiten,
Bis in sein kleines Ich die Lebensfäden leiten.
Was also streitet ihr um wechselnde Betitlung
Von Heilsanstalt und Amt der Sühnung und Vermittlung?
Ob hier der Schöpfer sich verborgen im Erhalter,
Der Hausherr dort zurücktrat hinterm Hausverwalter?
Ihr mögt mit Frömmigkeit und gläubigem Vertrau'n
Sichtbares als ein Bild des Unsichtbaren schaun;
Doch steht's dem Geiste frei, wenn er dazu hat Schwingen,
Ins Allerheiligste unmittelbar zu dringen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Die Weisheit des Brahmanen. Elfte Stufe. Im Anschauen Gottes. 22. [So wahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt]. 22. [So wahr als aus dem Eins die Zahlenreihe fließt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A2EA-5