7.
Laß einen Heilversuch dir meines Auges sagen,
Des äußern, den du magst aufs Inn're übertragen.
Mein Auge sah sich selbst von einem Flor umhangen,
Von einem Wirrgeweb aus Punkten, Flecken, Schlangen.
Ein Netz der Täuschung, das die Sehkraft selbst sich wob,
Das mit dem Blick sich senkt und mit dem Blick sich hob.
Ein Schatten, welcher nie vom Lichte sich verlor,
Der, aus dem Aug' erzeugt, schwebt' überall ihm vor;
Nur um so nächtlicher, als heller war der Tag,
Wie vor der Unschuld wohl die Schuld sich fühlen mag.
Mir war davon die Lust an Gottes Welt benommen,
Daß rein ihr Schönes nicht mir sollt' ins Auge kommen;
[105]Getrübt der Glanz der Flur, des Menschen Angesicht
Und jede Schrift, durch die der Geist zum Auge spricht.
Den himmlischen Genuß des Lichtes wollt' ich missen
Eh'r, als ihn haben so versetzt mit Finsternissen.
Heilwasser heilen nicht, einfache noch zusammen-
Gesetzte, weil sie rein dem Lichte nicht entstammen.
Sollt' ich die ird'sche Kunst des Augenarztes brauchen?
Ich will mich in den Quell des Lichtes selber tauchen.
Die Lüfte waren blau, die Fluren waren grün,
Und meinen Blick erhob zur Sonn' ich adlerkühn.
Entweder soll die Welt in dir mir untergehn
Auf immer, oder ich will rein wie du sie sehn.
Die Feuerwirbel ließ ich mir im Auge wallen,
Wie sie mich blendeten fühlt' ich mit Wohlgefallen.
So lange duldet' ich den Einstrom, bis zusammen
Die krausen Schlanggewind' in eine Masse schwammen.
Vom Himmel blickt' ich dann zurück zur Erdenflur,
Und statt der Schlangen sah ich Sonnenblendung nur.
Die lichte Finsternis zerfloß dann, und o Glück,
Die Schlangen kehrten nicht, die sie verschlang, zurück.
Und sollten doch einmal sie mir im Auge kehren,
So soll ein neuer Strahl der Sonne sie verzehren.