Agnes' Totenfeier

1812.

1.

Nun aber will ich sehn, ob man mit Armen
Der Poesie kann in die Wolken reichen
Und niederholen aus des Lichtes Reichen
Trostschätze für ein Herz, das will verarmen;
[130]
Sehn will ich, ob Begeist'rung mit den warmen
Gluthauchen kann des Grabes Thür erweichen,
Daß lebensfrisch daraus hervorgehn Leichen,
Die eingesargt der Tod hat ohn' Erbarmen;
Sehn, ob aus Liebesrosen, Trauernesseln
Noch Kränze flechten können die Kamönen,
Damit ein fliehend Schattenbild zu fesseln;
Ob man erbauen kann aus Zaubertönen
Ein Demantschloß, darin auf Saphirfesseln
Sitz' engelgleich die Schönste aller Schönen.

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TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Zweites Buch. Amaryllis - Agnes. 2. Agnes. Agnes' Totenfeier. 1. [Nun aber will ich sehn, ob man mit Armen]. 1. [Nun aber will ich sehn, ob man mit Armen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A8F3-3