Ermutigung zur Übersetzung der Hamasa
1828.
Die Poesie in allen ihren Zungen
Ist dem Geweihten eine Sprache nur,
Die Sprache, die im Paradies erklungen,
Eh' sie verwildert auf der wilden Flur.
Doch wo sie nun auch sei hervorgedrungen,
Von ihrem Ursprung trägt sie noch die Spur;
Und ob sie dumpf im Wüstenglutwind stöhne,
Es sind auch hier des Paradieses Töne.
Die Poesie hat hier ein dürft'ges Leben,
Bei durst'gen Herden im entbrannten Sand,
Mit Blütenschmuck und Schattenduft umgeben,
[17]Mit Abendtau gelöscht den Mittagsbrand,
Verschönt, versöhnt ein leidenschaftlich Streben
Durchs Hochgefühl von Sprach- und Stammverband,
Und in das Schlachtgrau'n Liebe selbst gewoben,
Die hier auch ist, wie überall, von oben.
Wer aber soll die nord'sche Nacht erheitern
Mit solchem Abglanz von des Südens Glut?
Wer den Gesichtskreis meines Volks erweitern,
Daß seinem Blick auf jene Welt sich thut?
Das enge Leben freilich geht zu scheitern,
Je mehr hereinströmt diese Geisterflut;
Doch, soll der Ost einmal zum Westen dringen,
Wer ist der Mann, ihn ganz heranzubringen?
Darum nur mutvoll vorwärts, auszubeuten
Den spröden Schacht, den nicht erwühlt ein Scherz,
Das fremde Leben deinem Volk zu deuten,
Das ohne dich ihm bliebe taubes Erz.
Wann erst der Menschheit Glieder, die zerstreuten,
Gesammelt sind ans europäische Herz,
Wird sein ein neues Paradies gewonnen,
So gut es blühn kann unterm Strahl der Sonnen.
Und laß dich nicht im edlen Tagwerk irren
Von Schülern, die nur meistern meisterlich,
Die in des Worts zerrütteten Geschirren
Den Geist verschütten, aber trau' auf mich,
Zu sammeln rein den Hauch arabischer Myrrhen,
Geweiht zu meinem Priester hab' ich dich,
Komm, mir im deutschen Pantheon zu räuchern
Und laß die trockne Spreu den trocknen Keuchern!