[80] Klage

Das aber ist das Traurigste: zu sehen,
Wie tief die Menschheit wurzelt im Gemeinen,
Wie Thaten, die uns hier die höchsten scheinen,
Zumeist aus nied'rem Antrieb nur geschehen.
Wie es die Besten selbst so schwer verstehen,
Daß man nur schöpfen dürfe aus dem Reinen,
Und wie es giebt von Tausenden kaum Einen,
Der sich den eig'nen Vortheil läßt entgehen.
Und so geschieht es, daß in diesem Leben
Ein hoher Sinn gereicht zu Hohn und Schande,
Ward des Erfolges Glanz ihm nicht gegeben.
Und so geschieht's auch, daß sich bis zum Rande
Gewinnsucht füllt, indeß ein selbstlos Streben
Versiegen muß, so wie der Quell im Sande.

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TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Sonette. Klage. Klage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AE5B-B