[236] Die Amerikanerin

Die Guitarr' am rothen Bande
Hältst du lässig auf dem Schooße,
Und es lauscht dem fremden Gaste
Die Gesellschaft voll Entzücken.
Mit der kleinen, feinen Stimme
Singst du kleine Chansonnetten,
Lieblich klingt's wie Meisenzwitschern –
Aber deine Augen funkeln.
Und es geht nervöses Zucken
Durch den Leib, den hektisch schlanken –
Traun, in diesem zarten Busen
Wohnen große Leidenschaften!
Freilich auch gar klug gezügelt
Überseeischen Verstandes,
Wie bei jenen Doppelwesen,
Die Bret Harte uns hat geschildert:
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Treulos, dem Gewinn ergeben,
Kalt und schlangenhaft geschmeidig –
Doch wie Dynamit zerstörend,
Wenn sie hassen – oder lieben.
Ja, die Luft der Cordilleren
Weht um deinen dunklen Scheitel,
Und es blitzt dein Halsgeschmeide
Wie das Gold von San Francisco!

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TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Drittes Buch. Bilder und Gestalten. Die Amerikanerin. Die Amerikanerin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AED2-0