[173] Letzte Liebe
Schon ist der Tag uns im Verglühen,
In letzter Schönheit prangt dein Leib;
Der Herzen allerletztes Blühen
Ist unser Glück, geliebtes Weib!
D'rum laß – o laß die Zeit uns frommen,
Und keine Stunde sei versäumt;
Von Wonne sei die Nacht durchglommen,
Und dann der Morgen hold verträumt.
Und jede Freude dieses Lebens
Soll noch durch uns're Seele geh'n;
Wir wollen sie, entzückten Bebens,
Noch ganz genießen und versteh'n.
Mag auch der Himmel leise nachten,
Und hält er seinen Blitz gezückt –
Wir wollen nimmer es beachten,
Wie nahe das Verhängniß rückt.
Und sterben laßt uns lebenstrunken,
Ist der Vernichtung Stunde da,
Wie einst im Tode hingesunken
Antonius und Cleopatra!