[89] Mysterium

Was in der Kunst mich staunen läßt seit Jahren,
Das ist: daß an dem Edlen sie und Ächten
Sogleich die Mängel seh'n, ob vor dem Schlechten
Sie stets sich auch zu vollem Beifall schaaren.
Wer hat es nicht zu seinem Schmerz erfahren,
Daß Thorheit ganz wie Weisheit könne rechten,
Und Stumpfsinn siegreich oft ein Wort verfechten,
Worüber bei der Einsicht Zweifel waren.
Stell' vor dein Bild nur immerhin den Blinden,
Er darf getrost die Farbe dir bestreiten;
Falsch darf der Taube deine Töne finden.
Und einer Dichtung höchste Herrlichkeiten
Als baren Überschwang der Narr empfinden,
Der sich im Tollhaus König dünkt zu Zeiten.

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TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Sonette. Mysterium. Mysterium. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AF71-D