[88] Dem Künstler

Bescheide stets als Mensch dich und erhebe
Die Kunst nicht höher als sie mag verdienen;
Wie groß und einzig sie dir stets erschienen:
So Manches um dich her hält ihr die Schwebe.
Welch' stolzes Hochgefühl dich auch durchbebe,
Nie sprich es aus mit wichtig eitlen Mienen –
Laß dich die Drohne nennen von den Bienen,
Und unbeirrt im Stillen schaffe, strebe!
Und wie du Allen, die dich einst verlachten,
Wie du dem Pöbel darfst den Rücken kehren,
Der niemals knie't in lichterfüllten Tempeln:
Noch tiefer sollst du Jene doch verachten,
Die stets Altäre für die Kunst begehren,
Um sich zur Gottheit selber frech zu stempeln.

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TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Sonette. Dem Künstler. Dem Künstler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AFCE-0