Lieder aus Granada

1.

Nacht war's; es hallte von dem Schellenklingen
Des Maultierzugs die Schlucht der Alpujarren;
Die kahlen Felsenhäupter sahn wir starren,
Die um die Stirn den Gletscherturban schlingen.
Der Führer ritt voran durch wildgezackte
Steinklippen, und auf sturmzernagtem Pfade
Zum Klange seiner maurischen Ballade
Bewegte langsam sich der Zug im Takte.
Da stieg am Himmelsrand die ew'ge Leuchte,
Die Vega lag vor uns im Morgenstrahle
Und dampfte aufwärts, eine Opferschale
Voll Weihrauch und voll klarer Himmelsfeuchte.
Im Frühglanz strahlten der Nevada Gipfel,
Wie goldne Kuppeldächer von Moscheen;
Andächtig neigten in des Ostes Wehen,
Gleich Betenden, die Palmen ihre Wipfel.
Vor uns von ihrem Teppich grüner Saaten,
Aus Myrtendickicht und Orangenbäumen,
Hob sich, ein Bild von Edens Wonneträumen,
Die Wunderstadt, die Schwester der Granaten.
Wir aber sanken auf die Stirn und riefen:
Sei Allah, daß wir dich erschaun, gepriesen!
O Houri aus Muhammeds Paradiesen!
O Perle in dem Kronschmuck der Kalifen!

[245] 2.

Rot schimmert durch das Laubgrün der Platane
Die Mohrenburg, auf der die Halbmondfahne
Durch acht Jahrhunderte geweht;
Noch flammen Koransprüche an dem Thore,
Noch an der Mauer rauscht die Sykomore
Zu Allah ein Gebet.
Ich schritt hinan; ringsum in Sprudelbronnen
Und Silberbächen rieselten die Wonnen,
Die der Prophet verheißen hat,
Und wie ein Zauberschloß verschollner Sagen
Sah ich Gewölbe, luft'ge Pfeiler ragen,
Als ich den Myrtenhof betrat.
Im Lichtglanz, der von Saal zu Saale sprühte,
Erschloß sich knospend das Gestein und blühte
Farbreich um Wand und Säulenknauf;
Mit ew'gem Klingen sprudelten Kaskaden
Zum Laubendach der schlanken Kolonnaden
Den Silberregen auf.
Ein Hauch von Eden, Bote ew'ger Freude,
Durchzitterte das blitzende Gestäude;
Der Bogengang am Löwenhof
Schien Nebeln gleich im Morgenwind zu schwanken,
Indessen schimmernd von Gezweig und Ranken
Der Tau herniedertroff.
Aus Rosenkelchen strömte sinnbetäubend
Wollüst'ger Duft, in leichten Flocken stäubend,
Wie Küsse von dem Mund der Braut;
Und an der Wand die rankenden Gedichte,
Sich lösend, atmend in dem Morgenlichte,
Entsandten einen Jubellaut.
[246]
O Ton, der meiner Kindheit oft erklungen,
Mit dem mich Geister oft in Schlaf gesungen
Im sonn'gen Thal und dunklen Hain:
Hier tönst du, lang verstummter, mir entgegen,
Und jauchzend fällt mein Herz mit schnellern Schlägen
In deinen Jubel ein.

3.

Umrank' mich fester, duftendes Gesträuch!
Wölbt über mir, ihr luft'gen Bogen, euch
Zu einer Halle sel'ger Träume!
Brich, frischer Wind, aus der Limonenschlucht
Und schüttle mir die Lust, die reife Frucht,
Vom Wipfel der Orangenbäume!
Komm, Lebensspender! Komm, ersehnter Ost!
Den Becher fülle mir mit Freudenmost
Im Purpurquell der Morgenröte,
Und gieß den Frühling auf den Rosenstrauch,
Daß Knosp' an Knospe sich mit Balsamhauch
Erschließt beim Nachtigallgeflöte!
Ihr Genien dieser Zauberburg, erwacht!
Das Haupt erhebt aus eurer Grabesnacht,
Um eure Stirne Rosenkränze!
Aus Hallen und Gewölben steigt hervor
Und ruft die schöne alte Zeit empor,
Daß sie erblüht in neuem Lenze!
Die Schätze hebt mir, die in goldnen Truhn,
Von Geisterhut bewacht, im Boden ruhn!
Taucht in das Becken der Cisterne
[247]
Und schöpft in Schalen von Krystall den Quell
Des alten Glücks, der drinnen flutet, hell
Vom Schimmer unterird'scher Sterne!
Sie nahen, ja sie nahen, die ich rief!
Die Hoffnung, die an jenem Brunnen schlief,
Erhebt sich mit dem Lilienstabe;
Auf ihren Wink erstehn in bunter Schar
Die Freuden mit dem Silberflügelpaar
Aus dem jahrhundertalten Grabe.
Und andre Geister viel, ein luft'ger Schwarm,
Nahn mir; es nahen Wünsche Arm in Arm
Und Träume und Erinnerungen;
Das Echo alter Stimmen weckt ihr Tritt;
Sie bringen lang verschollne Lieder mit,
Die einst in diesem Saal geklungen.
Und Bilder seh' ich, wie ich nie gesehn,
Und Stimmen hör' ich unsichtbarer Feen;
Ein Rauschen tönt wie Flügelschlagen!
Wo bin ich? Wird des Schlosses Wunderbau
Hoch über Land und Meer durchs Aetherblau
Von Geisterhand dahingetragen?
Zum Himmel hebt es mich in mächt'gem Schwung;
Tief unten sinkt die Welt in Dämmerung;
Ich atme frei von Erdenbanden;
Im Glücke sonn' ich mich, dem ew'gen Tag,
Und höre nur von fern den Wellenschlag
Des Lebens aus der Tiefe branden.

[248] 4.

Was weckt ihr mich? – Ich hör' ein leises Ach,
Wie Todesseufzer durch die Säle schallen;
Der Traum rauscht bebend hin durch das Gemach,
Und öde stehn die königlichen Hallen.
Den Boden, welcher Persiens Teppich trug,
Durchhüpfen nun die schillernden Cikaden;
Die Schwalbe schwingt mit ungewissem Flug
Sich zwitschernd durch die stürzenden Arkaden.
O Zeit, da Lindaraja hier geträumt
Bei Bülbüls Flöten an dem Rosengitter,
Da Musa hier sein Berberroß gezäumt
Zum Kampf mit Manuel Leon, dem Ritter!
Das Waffenspiel, der Laute sanfter Schall,
Die Pracht der Feste und der Liebe Kosen,
Das alles schwand – nur noch die Nachtigall
Erzählt davon in Sommernacht den Rosen.
Gebrochen hat die Zeit den Talisman,
An den gebunden war das schöne Leben;
Der Dichter aber murmelt einen Bann,
Bei dem sich aus der Gruft die Toten heben.

5.

Erloschen ist der Stern von Jemen,
Zerstört die Welt, die er beschien;
Nichts blieb zurück als bleiche Schemen,
Die nächtlich um die Trümmer ziehn.
[249]
Vergebens, daß ihr nach dem Volke,
Vor dem die Erde bebte, fragt;
Wie nach dem Sturm die letzte Wolke
Verlassen durch den Himmel jagt,
So, wo im scheitelrechten Brande
Der Sonne alles Leben dorrt,
Irrt es in Maghribs weh'ndem Sande
Unstet dahin von Ort zu Ort.
Blickt hin, wo zitternd die Gazellen
Den Schakal fliehn, der heiser bellt!
Heiß schlägt die Wüste ihre Wellen,
Im Hauch des Samums klappt das Zelt;
Gekauert auf die dürre Erde,
Gebräunt der Nacken und der Arm,
Liegt – um ihn her die magre Herde –
Halbnackt der Beduinenschwarm.
Nichts nennt er sein als das Gestrüppe
Des kahlen Bodens, das ihn nährt,
Für seine Schafe eine Krippe,
Den Stein für seinen Feuerherd.
Oed' ist der Geist den Wüstenkindern,
So wie die Erde um sie her;
Es hat, um ihre Pein zu lindern,
Ihr Auge keine Thränen mehr.
Einmal im Jahr nur, wenn die Horden
Am Abend vor den Zelten stehn
Und über sich zum fernen Norden
Die Kranichheere fliegen sehn:
Dann quillt von ihren Lippen leise
Ein Seufzer, ihre Thräne rinnt,
[250]
Der Jüngling sinkt ans Herz dem Greise,
Die Mutter hebt empor das Kind;
Und schwermutvoll in stillem Harme
Sehn sie dem flieh'nden Zuge nach;
Zum Himmel breiten sie die Arme,
Von Mund zu Munde fliegt ein Ach!
»Grüßt, Vögel,« – rufen sie – »die schöne
Granada, unsrer Väter Glück!
Nach ihr, der Mutter, schaun die Söhne
Mit sehnsuchtvollem Blick zurück.
O einmal nur, den wir besessen,
Den teuren Boden wiedersehn,
Ihn küssen und mit Thränen nässen –
Dann möchten wir zu Grabe gehn.
Zum Eintritt ladet noch die Schwelle
Des Hauses, das uns einst gehört;
Im Hofe rauscht die alte Quelle;
Das Feuer knistert noch am Herd.
Die Schlüssel zu der Eltern Thüren
Bewahren wir mit treuer Hand;
Wer aber wird zurück uns führen?
Wer kennt uns noch im Vaterland?
Weh! schon in immer weitre Ferne
Sehn wir die Wandervögel fliehn;
Es dunkelt; laßt beim Schein der Sterne
Uns weiter durch die Wüste ziehn!«

[251] 6.

Oft wenn mein Blick im letzten Abendschein
Vom Turme des Comares niedergleitet,
Und unten durch die schlanken Säulenreihn
Von Hof zu Hof der Schatten weiter schreitet,
Dann füllt sich in dem Glanz des blassen Lichts
Der Myrtensaal mit dämmernden Gestalten;
Die Angel bebt am Thore des Gerichts,
Ein Rauschen hör' ich wie von Kaftanfalten;
Und Lautenklänge tönen sanft gedämpft,
Und alle sie, die Helden ew'ger Lieder,
Die hier geliebt, gelitten und gekämpft,
Durchwandern die Alhambrasäle wieder.
Am Haremfenster blinkt es silberweiß;
Im Winde wallen duftgewobne Schleier;
Beim Brunnen um den märchenkund'gen Greis
Reihn sich die Lauschenden zur Abendfeier.
Und in der Vega schallt Drommetenton;
Im Lager seh' ich Zelt an Zelt sich drängen,
Und rote Wachtfeu'r auf den Hügeln lohn
Und durch die Schluchten hin die Agas sprengen.
Doch wenn das Ave von dem Turm erklingt,
Geht leises Zittern durch die Säulengänge;
Gleich einem Lichtstrahl, den die Nacht verschlingt,
Entflieht der Schattenbilder bunte Menge.
Stumm wieder liegt die Vega, wie ein Grab;
Die Geier kreisen um die Schloßaltane,
Und neben mir vom Dach ins Thal hinab
Schwenkt still der Todesengel seine Fahne.

[252] 7.

Die Sonne sinkt; mit dunkelroten Wogen
Wallt noch das Spätrot durch die Fensterbogen,
Indes schon Dämmrung auf der Vega ruht;
Vergoldet glühn Granadas Tempelspitzen,
Und die Nevada wirft in Purpurblitzen
Ins Thal zurück die Abendglut.
Dann bleicht der Glanz, so wie auf Wangen Blässe
Der Röte folgt; der Schatten der Cypresse
Dehnt länger sich, bis er in Nacht zerbricht;
Durch duft'ge Wölkchen, die am Himmel schwimmen,
Dringt, wie ein Liebesblick, mit sanftem Glimmen
Des Abendsternes Silberlicht.
Schon seh' ich, wie die Fluren mählich dunkeln,
Von unten hier und da ein Lämpchen funkeln,
Das vor dem Bild der Mutter Gottes brennt,
Und weiter, in den Häusern und Kapellen
Die Lichter zündend, sich die Stadt erhellen,
Wie über ihr das Firmament.
Zur Ruhe unter ihren Blütenästen
Streckt sich Granada hin, indes aus Westen
Sich tiefrer Schatten um die Erde schlingt;
Und sanft, wie sie entschläft beim Sternenglanze,
Verklingt in ihre Träume die Romanze,
Die am Balkon der Ritter singt.

8.

O Zaubergarten, wunderbar erblühter,
Der Erdenwüste grünendste Oase,
Die Riswan stets, der Paradieseshüter,
Mit Tau benetzt aus seiner Himmelsvase,
[253]
Seh' ich, o Vega, deine freudenhellen,
Glückschweren Fluren sich vor mir verbreiten,
Ein Meer des reichsten Segens, dessen Wellen
Im Silberlicht der Morgensonne gleiten,
Seh' ich am Bergeshang die deutsche Eiche
Sich mit der Palme schwesterlich umarmen,
Als wollte hier, wie in dem Fabelreiche,
Der Norden an des Südens Brust erwarmen,
Und hör' ich dann von den beeisten Zinnen
Der Sierra durch die echoreichen Schluchten
Die schneegebornen Bäche niederrinnen,
Die dich mit ihrem ew'gen Tau befruchten:
Dann glaub' ich oft, o herrlichstes der Thale,
Du seist der letzte Rest der jungen Erde,
Die einst, sich sonnend in dem Morgenstrahle,
Dem Nichts enttauchte auf das große Werde.
So glänzte die Natur, ein reines Eden,
Von saft'gem Grün und Frührot übergossen,
Als erst der Lebensstrom in Silberfäden
Der großen Himmelsurne kaum entflossen.
Zerstört ist jene Welt; nur in Ruinen
Lebt noch von dem, was einst sie war, die Sage;
Du aber strahlst, vom goldnen Licht beschienen,
Noch heute wie am ersten Schöpfungstage.

9.

Komm, Freundin meiner Seele, Zoraide!
An jenen Brunnen wollen wir uns setzen!
Geweiht durch Liebe und verklärt im Liede
Ist dieser unter allen Ruheplätzen.
[254]
Die Quellen murmeln leise wie im Traume;
Aus Büschen schallt der Nachtigallen Klage;
Nachtlüfte lispeln in Citronenbaume
Gleich Geistern einer lang verklungnen Sage.
Das ist die Stunde. Von den Bencerachen,
Den wackern Rittern, sollst du mir erzählen,
Wie für die Fürstin sie die Lanze brachen,
Und wie sie bluteten in diesen Sälen.
So ist es wahr, daß oft im Abendwehen
Die Klagen der Ermordeten erschallen,
Und daß sie eher nicht zur Ruhe gehen,
Bis dieses Schlosses letzter Stein zerfallen?
Sprich von der Sultanin, wie sie, verraten,
An diesem Gitterfenster saß gefangen,
Und wie mit höherm Rote die Granaten
Sich färbten von der Schamglut ihrer Wangen!
Indes du redest, blinkt mit goldnem Strahle
Das Mondlicht durch die maurischen Arkaden,
Und leise trägt der Nachtwind aus dem Thale
An unser Ohr den Klang der Serenaden.

10.

Abendliche Geister wandeln
Durch das Laubwerk hin und wieder,
Doch, berauscht vom Duft der Mandeln,
Sinken sie in Schlummer nieder.
Funkelnd, groß wie eine Sonne,
Gießt der Wunderstern vom Süden,
Gießt Canopus süßre Wonne,
Heißern Traumglanz auf die Müden.
[255]
Nun noch einmal, Nacht der Nächte,
Zauberweib vom Morgenlande,
Zeig noch einmal dich als echte
Sultanin im Prachtgewande!
Einmal noch im Purpurflore,
Der um Thal und Hügel walle,
Zieh herein durch diese Thore
Zu der alten Königshalle!
Feur'ge Meteore lasse
Durch die Himmelswölbung schießen
Und auf Gärten und Terrasse
Rote Flammen niedergießen!
Bunte Wunderlampen hänge,
Wie sie Aladdin besessen,
In die Lauben, in die Gänge,
An die Zweige der Cypressen!
Wirf empor die Silberwellen
Aus den Alabasterschalen,
Daß sie hell wie Naphthaquellen
Durch der Gärten Dämmrung strahlen!
Auf den flüssigen Krystallen,
Wie sie kreisend sich verschlingen,
Wie sie steigen, wie sie fallen,
Mag ein Lied des Ostens klingen!
Ja, du nahst dich! Durch die Cedern
Säuselt wollustvolles Flüstern,
Plätschernd in den Marmorbädern
Regen sich die Wellen lüstern.
Heißer atmet's in den Rosen,
Heller leuchtet die Limone,
[256]
Wie ein Mond, im regungslosen
Himmel ihrer Blätterkrone,
Und in allen Korridoren
Mit der Köschke goldnen Gittern
Scheint das Zauberschloß der Mohren
Von geheimer Lust zu zittern.
Ich indes auf goldnem Polster,
Frei von Wünschen und Bedürfen,
Einmal will ich noch in vollster
Seligkeit das Dasein schlürfen.
Laß die duft'gen Flocken stieben,
Die den Schlaf herniedertauen,
Und im Traume mich die sieben
Himmel des Propheten schauen!

11.

Kommt, Perin und Dschinnen!
Auf dem Mauerkranz
Der Alhambrazinnen
Liegt der Mondenglanz;
Unter Palmenästen
Schlinget hier im Westen,
Wie bei Bagdads Festen,
Euren Reihentanz!
Schwingt euch auf den spitzen
Turm des Boabdil!
Seht die Höfe blitzen
In der Wellen Spiel!
Ins Bassin gesunken,
Tanzen goldne Funken,
[257]
Und vom Lichte trunken
Schimmert der Jenil.
Wie ein Glanz von Osten
Quillt es um den Stein,
Und die Jaspispfosten
Mit den Marmorleu'n,
Drum sich bunt in Ringen
Zaubersprüche schlingen,
Strahlen und erklingen
In dem Widerschein.
Hört ihr der Drommeten
Und der Zinken Schall?
An den sternbesäten
Decken überall,
Aus den Säulengängen,
Wo in Laubgehängen
Sich die Blüten drängen,
Tönt der Wiederhall.
In dem Schwestersaale
Schallt es wie Gesang;
Aus der Weihrauchschale,
Der er sich entschwang,
Wallt der Duft des Ambra
Hin durch die Alhambra,
Und zur muntern Zambra
Ruft der Schellenklang.
Welch ein bunter Flimmer!
Nah und näher tritt's!
Seidner Kleider Schimmer,
Blanker Waffen Blitz!
Die vom Schlaf Erwachten
Nahn in reichen Trachten,
[258]
Strahlend von Smaragden,
Ihrem alten Sitz.
Agas mit der Fahne
Gehn dem Zuge vor,
Krumme Ataghane
Schwingt ein jeder Mohr;
Ritter, nicht zu zählen,
Zegris und Gomelen,
Fluten zu den Sälen
Durch das Richterthor.
Tartschen trägt ein jeder,
Blitzend wie Demant,
Und die Reiherfeder
An des Turbans Rand;
Allen die Gewänder
Schmücken bunte Bänder,
Teure Liebespfänder
Von der Schönen Hand.
Sehet, was im Liede
Euer Liebling war:
Gazul und Zaide,
Das gepries'ne Paar!
Sie an seiner Rechten!
Schwarz gleich dunklen Nächten
Mit gelösten Flechten
Wallt herab ihr Haar.
Wilder nun und bunter,
Rauschenden Gewands,
Aufwärts und hinunter
Schlingen sie den Tanz –
Doch die Stunden rinnen
Ohne Rast von hinnen;
[259]
Um des Schlosses Zinnen
Zuckt ein roter Glanz.
Wehe dir, Granada,
Deine Pracht zerfällt,
Wie sich die Nevada
Morgendlich erhellt!
Gleich den Nebelrauchen
In des Ostens Hauchen
Mußt du untertauchen,
Schöne Zauberwelt!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Lieder aus Granada. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B643-F