[417] Abendgang

In der Schlucht beim Abenddämmern
Schreit' ich durch den düstern Wald.
Stille ringsum in den Zweigen;
Nur daß leise durch das Schweigen
Von den fernen Eisenhämmern
An mein Ohr ein Pochen schallt.
Und auf viel verschlungnen Wegen
Des Gedankens irrt mein Geist,
Sinnt dem Rätsel nach, dem alten,
Welcher Macht geheimes Walten
Finstern Zielen uns entgegen
Durch Geburt und Sterben reißt.
O der Mensch mit seinem Wollen,
Wie er ringt und wie er strebt!
Seine Wünsche unermessen;
Dann zu ewigem Vergessen
Ruht er unter kalten Schollen,
Gleich als hätt' er nie gelebt!
Und die Seele fühl' ich schwanken
Unter schwerer Zweifel Wucht;
Wieder aus der Felsenenge
Winden sich ans Licht die Gänge;
Doch, o Abgrund der Gedanken,
Führt ein Pfad aus deiner Schlucht?

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Lotosblätter. 1. Vermischte Gedichte. Abendgang. Abendgang. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B68D-D