[354] Die Schwalbe

Weh nun, da den Bäumen der herbstliche Wind
Abschüttelt das Laub, das falbe,
Weh dir, der die Schwingen gebrochen sind,
Du arme verlassene Schwalbe!
Voll Trauer blickst du von deinem Dach
Dem Zug der Gespielen, dem scheidenden, nach.
Sie ziehen hinweg in den herrlichen Süd,
Sie lassen die krankende Schwester
Und suchen im Frühling, der ewig blüht,
Die myrtenbeschatteten Nester
Und spotten am griechischen Tempelsims
Des rauhen, des nordischen Wintergrimms.
Bald streifen sie nun mit dem Flügelschlag
Des Mittelmeers blauende Wellen
Und schwingen sich auf mit dem leuchtenden Tag
In die Aetherhöhen, die hellen;
Du aber, Verwaiste, in einsamem Weh
Sinkst sterbend dahin auf die Felder voll Schnee!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Die Schwalbe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B6A9-D