30.
Während mit den Sternenaugen
Ueber uns der Himmel wacht,
Oeffne deinen duft'gen Kelch mir,
Heil'ge Wunderblume, Nacht!
Wonne, der zerstreuten Seele,
Die der Tag verwirrt, zu groß,
Himmlisches Entzücken strömt mir
Tief aus deinem Blätterschoß.
Von dem Duft, der unergründlich
Aus dem Weltenabgrund quillt,
[523]Mehr, o mehr noch laß mich schlürfen,
Bis der Durst mir ganz gestillt!
Wenn das Morgenlicht in feur'gen
Funken auf die Erde stäubt,
Saugend noch an deinem Kelche
Häng' ich selig, süßbetäubt.