Bekannte Sterne

Da steigen sie strahlend empor aufs neue,
Die altbekannten Sterne, Licht an Licht,
Und grüßen aus der nächtlich-dunklen Bläue
Nach mir mit Freundesangesicht.
Du dort, der leuchtend durch die Pappelreihen
Vor meines Vaters Haus mir schien, Arktur,
Dem ich, mein Leben hohem Ziel zu weihen,
In kühnem Seelendrange schwur;
Orion du, bei dessen keuschem Strahle
Zuerst an der Geliebten Brust ich sank
Und von den Lippen ihr zum erstenmale
Den warmen Lebensodem trank;
Und du, die halbgehüllt in Nebelschleier
Du dort gezogen kommst, so wie du kamst,
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Als du, o Vega, Trägerin der Leier,
Des Jünglings erstes Lied vernahmst:
Ja, alle seid ihr es, geliebte Bilder,
An denen zitternd oft mein Auge hing,
Bevor des Himmels mildes Licht in wilder
Gewitternacht mir unterging.
Die Wonnen saht ihr, welche mein einst waren;
Saht, wie ich litt und kämpfte und verlor –
Ihr aber zogt seitdem, ihr immerklaren,
Die ew'gen Bahnen wie zuvor.
Noch strahlt im Glanze, den ihr damals hattet,
Ihr Nacht für Nacht am Dach, das droben blaut;
Doch in dem Grame, der mein Aug' umschattet,
Hab' ich euch lange nicht geschaut.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Bekannte Sterne. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B7B4-B