1.
Wer bist du aus dem Reich der Schatten,
Der mit mir wallt durch grüne Matten
Und ihre Blüten welken heißt?
Der in dem Morgenglanz, dem roten,
Mich anstarrt mit dem Blick der Toten
Und mit den Sternen mich umkreist?
Im Lied, das teure Lippen singen,
Tönt mir das Rauschen deiner Schwingen,
Dein Flüstern hör' ich für und für;
Nachts legst du dich zu mir aufs Bette,
Und flieh' ich von der Lagerstätte,
So schleichst du mit mir durch die Thür.
Im Wald auf menschenleeren Wegen,
Verhüllter, trittst du mir entgegen
[169]Und schreckst mich von der Ruhebank;
Im Freundekreis, beim Freudenmahle
Ziehst du vom Munde mir die Schale
Und tropfst mir Wermut in den Trank.
Mit Dünsten, wie mit gift'gem Taue,
Füllst du das Himmelsdach, das blaue,
Du mir den Lenz mit Leichenduft.
Und wenn ich nun zum Grabe wanke,
Sprich, finstrer Schatten, sprich, Gedanke,
Wie bann' ich dich von meiner Gruft?