3.

Die weiße Jungfrau holt bisweilen zwischen 11 und 12 [81] Uhr Wasser aus dem unten am Fuße des Berges befindlichen Brunnen; verschiedene Leute haben dieß gesehen, unter andern auch ein Schäfer. Einst kam ein Mann des Weges und ward von ihr angerufen. Erst wuste er nicht, woher die Stimme kam, endlich erblickte er die Jungfrau, welche ihn bat mitzugehn und sie zu erlösen; er folgte ihr auch, fürchtete sich aber mit in das Loch hineinzugehn. Sie sagte ihm indes, er brauche sich nicht zu fürchten und möge nur dreist hineingehn. Als er nun unten angekommen war, sah er da eine lange eiserne Tafel stehn und legte seine Mütze darauf. Hier, sagte die Jungfrau, möge er stehn bleiben, und verließ ihn dann. An seine Mütze hatte er einige Blumen gesteckt, die unterdes auf die Erde gefallen waren. Als die Jungfrau zurückkam, brachte sie drei Stücke mit, welche sie ihm gab; zugleich sagte sie ihm, er möge ja nichts vergessen, sonst könne er sie nicht erlösen. Der Mann nahm nun die drei Stücke, welche ihm die Jungfrau gegeben hatte, vergaß aber die auf die Erde gefallenen Blumen mitzunehmen. Als das die Jungfrau sah, fing sie an zu schreien und schlug hinter dem Manne die Thür so fest zu, daß sie ihm fast die Hacken abgeschlagen hätte. »Nun«, rief sie, »wird erst in hundert Jahren wieder einer geboren, der mich erlösen kann.«

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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 109. Die weiße Jungfrau auf der Burg Hunnesrück. 3. [Die weiße Jungfrau holt bisweilen zwischen 11 und 12 Uhr Wasser]. 3. [Die weiße Jungfrau holt bisweilen zwischen 11 und 12 Uhr Wasser]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BFFE-1