Ballade vom Raube der Sabinerinnen und von der neuentdeckten Stadt Quirium

1827.


Hört, ihr Quiriten, insgesammt
Die wunderneue Märe!
Von wannen euer Name stammt,
Das ist's, was ich euch lehre.
Von Quirium! von Quirium!
Trallirum larum lirium!
Von Cures im Sabinerland
Ließ man Quiriten kommen.
Doch das ist nur ein alter Tand:
Jetzt hab ich's baß vernommen:
Von Quirium! von Quirium!
Trallirum larum lirium!
[248]
Dort auf dem Capitolium,
Da lag das feine Städtchen.
Die Leute waren nicht so dumm,
Sie hatten hübsche Mädchen
In Quirium! in Quirium!
Trallirum larum lirium!
Da wurde noch nicht Jovis Dom
In voller Pracht geschauet.
Es hatte Romulus sein Rom
Am Palatin erbauet,
Bei Quirium! bei Quirium!
Trallirum larum lirium!
Doch wohnten am Palatium
Fast lauter Galgenschwengel,
Und kein Sabiner wollte drum
Zum Eidam solchen Bengel
In Quirium! in Quirium!
Trallirum larum lirium!
Der Romulus, an Listen reich,
Verkündigt ein Spektakel:
Da kamen die Sabiner gleich,
Zu schauen das Mirakel,
Aus Quirium! aus Quirium!
Trallirum larum lirium!
Die Römer hatten bald gepackt
Der Mädchen Röck' und Mieder.
[249]
Beim Sträuben wurde manche nackt;
Sie schrie'n und wollten wieder
Nach Quirium! nach Quirium!
Trallirum larum lirium.
Es half nicht, schrie'n sie noch so laut:
Man schleppte sie nach Hause,
Und jeder schlief bei seiner Braut
Nach lust'gem Hochzeitschmause,
Aus Quirium! aus Quirium!
Trallirum larum lirium!
Die Mädchen lebten frisch und froh
Bei ihren Uebelthätern;
Doch scholl ein Zetermordio
Von Müttern und von Vätern
Aus Quirium! aus Quirium!
Trallirum larum lirium!
Zwei Heere rückten an zum Strauß
Auf dem Gemüse-Markte.
Sie nahmen beiderseits Reißaus,
Vis erst ihr Muth erstarkte
Vor Quirium! vor Quirium!
Trallirum larum lirium!
Nun kamen mit zerstreutem Haar,
Mit ihren schwangern Leibchen,
Mit Kindern an den Brüsten gar,
Herbeigerannt die Weibchen,
Vor Quirium! vor Quirium!
Trallirum larum lirium!
[250]
Aus zweien ward Ein Königthum,
Der Friede schön vermittelt;
Roms Volk, zu der Sabiner Ruhm,
Quiriten auch betitelt,
Von Quirium! von Quirium!
Trallirum larum lirium!
Die Stadt hieß Rom vor aller Welt:
Doch ihr geheimer Name,
Worauf ihr Schicksal war gestellt,
Und ihrer Herrschaft Same,
Hieß Quirium! hieß Quirium!
Trallirum larum lirium!
Dieß saugt' ich aus den Fingern nicht;
Ich bin ein Bänkelsänger.
Was Niebuhr sagt, das hat Gewicht:
Er spinnt es noch viel länger
Mit Quirium! mit Quirium!
Trallirum larum lirum!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Epigramme und litterarische Scherze. Ballade vom Raube der Sabinerinnen. Ballade vom Raube der Sabinerinnen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D1B8-4