[37] An Fr. U.

Taubstumm scheinst du geboren, und machtest zum Tauben und Stummen
Mich, vor Bewunderung stumm, taub bei der Anderen Wort.
Hätte dir auch das beseelte Gespräch und die liebliche Stimme
Streng die Natur versagt, dennoch entzücktest du so.
O, wie wollt' ich alsdann mich bemühn, dich Zeichen zu lehren,
Kund zu geben das Herz, Regungen zarten Gefühls!
O, wie wollt' ich mit Eifer der Blicke Beredsamkeit üben,
Bis ich verstanden mich säh' an dem erwiedernden Blick!
Doch die hören nicht wollen, das sind die unheilbarsten Tauben,
Sagt man, und also vielleicht hülfe die Lehre da nicht.
Bist du doch taub wie das Schicksal, und stumm wie den Fragen die Zukunft,
Redend und hörend ja schon: wärst du nun stumm noch und taub!
Zürnst du schweigend mir jetzt, so wirst du der türkische Stumme,
Der den erwürgenden Strick, ach dem Verdammten, mir reicht.

Notizen
Erstdruck nach der Handschrift in vorliegender Sammlung (Leipzig 1846).
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. An Fr. U.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D2A9-D