7. Liebe

Ganz früh, wann sich entzündet
Der silberweiße Tag,
Und uns die Sonn' verkündet,
Was nachts verborgen lag,
Die Lieb' in meinem Herzen
Ein Flämmlein zündet an,
Das brennt gleich einer Kerzen,
So niemand löschen kann.
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Wann schon ich's trag im Winde
Nach Ost und Norden draus,
Noch Ruh noch Rast ich finde,
Es löschet nimmer aus.
O weh der Qual und Peinen,
Wo soll mich wenden hin?
Ich immerdar muß weinen,
Stets ich in Schmerzen bin.
Wann wieder dann entflogen
Der Tag zur Nacht hinein,
Und unter sich gebogen
Die Sonn' und Sonnenschein;
Das Flämmlein so mich quälet
Noch bleibt in voller Glut,
All' Stund', so viel man zählet,
Es mich noch brennen tut.
Das Flämmlein, so ich meine,
Ist Jesus süßer Nam';
Es zehret Mark und Beine,
Frißt ein gar wundersam.
O Süßigkeit in Schmerzen,
O Schmerz in Süßigkeit;
Ach! bleibe noch im Herzen,
Bleib noch in Einigkeit.
O Flämmlein süß ohn' Maßen,
Auch bitter ohne Ziel;
Um dich muß ich verlassen
All' andre Freud' und Spiel.
Du zündest mein Gemüte,
Bringst mir groß Herzenleid,
Du kühlest dann mit Güte,
Bringst mir des Herzens Freud'.
Ade zu tausend Jahren,
Ade zu guter Nacht,
O Welt laß mich nun fahren,
Weil ich dich nur veracht.
In Jesu Lieb' ich lebe
Bin sein von Herzens Grund,
In lauter Lust ich schwebe
Bin ich gleich sehr verwund't.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Trutznachtigall. 7. Liebe. 7. Liebe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D753-3