6.
Hierauf folgt ein feyerliches Hochzeitamt, um Segen für die Ehe zu erflehen – Roding – wobey Alles zum Opfer geht, der Bräutigam vor der Braut. Neustadt. – Während dessen reichen Meßner oder Ministranten dem neuen Paare das Traubuch zum Küssen hin, und erhalten dafür eine kleine Gabe zwischen die Blätter. Bekanntlich sind letztere meistens böse Buben, und schlagen, wenn ihnen die Gabe zu klein dünkt, das Buch zum zweytenmale um.
Während des Amtes legt die Kranzljungfer Backwerk, zu Ast einen Haufen Kücheln, dann ein seidenes Halstuch, das sie im Körbchen mitgebracht, beym Opfergange auf die Epistelseite des Altars, stellenweise auch den Rosmarin der Braut, als Spende für den trauenden Priester – Falkenstein – und wo dieses nicht der Brauch, kommt nach dem Amte der Meßner mit einem Teller, worauf der Bräutigam ein Stück Geld, die Braut das seidene Halstuch – Rötz – ja auch ihren Rosmarinstrauß mit sammt der Limonie für den Priester hinlegt. Tänesberg, Ursheim.
Wenn zu Waldthurn diese Gabe auf den Altar kommt, geschieht es unter einem Tusch der Musikanten und ist Zeichen zum Aufbruche.
[88] Das seidene Tuch muß von besonderer Bedeutung seyn: in Ursheim erhält es auch jeder der Musikanten ins Knopfloch, ebenso der Hochzeitlader, so daß von diesem auf einer Seite das Tuch, auf der anderen die rothseidene Schleife flattert.