§. 8. Unsichtbar machen.
Den Samen des Farrenkrautes, Foargros, Furm, kennt kein Mensch, hat noch Niemand gesehen, wer ihn in seine Schuhe brächte, wird damit unsichtbar. Er blüht und zeitiget in der Weihnachtsstunde auf Kreuzwegen, die in verschiedene Pfarreyen führen und auf denen Bräute und Leichen gehen, zwischen zwey Vogelbeerbäumen: da erhält man den Samen. Neuenhammer.
Das weisse Wiesel hat im Kopf ein besonderes Bein: wer es trägt, wird unsichtbar. Waldmünchen.
Wer das rechte Auge einer Fledermaus oder ihr Herz bey sich trägt, wird unsichtbar. Waldmünchen. Sie muß aber vor Georgi gefangen seyn. Gefrees.
Die Meerzeischen brüten im März am Rande des Baches; so wie das Nest fertig ist, verschwindet es vor den Augen der Menschen; denn der Vogel hat ein Steinchen zugetragen, das es unsichtbar macht; selbst der Baum auf dem das Nest ruht, verschwindet dem Auge; doch hat er von der Sonne den Schatten. Wer ein solches weisses Steinchen findet, und zwischen den [208] Zehen trägt, macht sich damit unsichtbar. Neuenhammer. Es ist aber schwer zu bekommen, ausser es sind ihrer Zwey, wovon der Eine in's nahe Wasser schaut und aus diesem Spiegel dem Andern die Stelle bezeichnet, wo der Stein liegt. Neustadt. Gefrees.
Von einer schwarzen Kuh die Milch, und von einer schwarzen Katze das rechte Ohr in jener gesotten und dann ein Däumling davon gemacht, hilft angesteckt zu gleichem Zwecke. Gefrees.
Ferner, man nimmt einen jungen Raben aus dem Neste und hängt ihn am nämlichen Baume auf, so daß der Schnabel sperweit aufsteht. Dann fliegt der Alte fort und bringt ein Steinchen, welches er dem Jungen in die Kehle fallen läßt. Damit wird dieses unsichtbar: denn er schämt sich, daß sein Junges aufgehängt worden. Das Steinchen sucht nun der Mensch, der die Stelle weiß, und wird so selbst unsichtbar, während er es trägt. Neukirchen St. Chr.
Damit die Leute im Hause schlafen, zündet der Dieb den Finger von ungeborenen Kindern an und ist dann sicher, bey seinem Geschäfte nicht gesehen zu werden. Ebendort.