4.

Auf dem Aichhofe zwischen Velburg und Hohenfels wurde vor alten Zeiten einmal eine Bäuerin mit ihrer Tochter als Hexe verbrannt.

Beyde waren nämlich der Hexenzunft einverleibt und fuhren alle Nacht auf einem Besen durch den Schornstein auf den Blocksberg. Der Knecht hörte davon und versteckte sich in der Küche, um dahinter zu kommen. Wie nun die Bäuerin und ihre Tochter meynten, Alles schliefe im Hause, kamen sie in die Küche, nahmen einen Besen, bestrichen mit einer im Ecke verborgenen Salbe Stirne und Besen, und flogen dann zum Schornstein hinaus.

Als der Knecht dieses sah, wollte er auch versuchen, wie denn das Ding wäre; aber kaum hatte er die Salbe an Stirne und Besen gebracht, als es ihn wider Willen hinaushob und auf den Blocksberg trieb. Die Bäuerin und ihre Tochter ergrimmten, wie sie ihren Knecht herankommen sahen, und verwandelten ihn in einen Esel, den sie laufen ließen.

[374] So fing ihn ein Bauer und verhandelte ihn an einen Müller, bey dem er nun mehrere Jahre arbeiten mußte. Zufälliger Weise hörte er aber eines Abends, als er auf der Weide in der Nähe von Weibern graste, diese Märchen erzählen, und eine sagte unter Anderm, daß, wer von Hexen verzaubert sey, sich damit helfen könne, wenn er am Antlaßtage einer reinen Jungfrau das geweihte Kränzchen vom Haupte reissen könnte. Der Esel merkte sich dieses, und biß am nächsten Frohnleichnamstage einem kleinen Mädchen den Kranz vom Kopfe weg; in demselben Augenblicke gewann er seine vorige Gestalt.

Seine Feindinen klagte er aber bey Gericht an, und beyde wurden verbrannt. Doch war nicht Ruhe; denn ihre Geister gingen um und neckten die Leute im Hofe so lange, bis der Knecht ihre Gebeine von der Richtstätte nahm und in geweihte Erde vergrub.