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Um die Gäste für die Hochzeit zu laden, geht an den meisten Orten mehrere Tage zuvor der Bräutigam mit dem Hochzeitlader, beyde in Feyerkleidern, zu den sämmtlichen Verwandten und Gevattersleuten. Letzterer ist in der Regel ein spaßiger Vogel, der bey der Ladung seine Witze anbringt, und den Geladenen jetzt schon einen Vorgeschmack von der Heiterkeit gibt, welche an diesem Festtage herrschen wird. Es ist meistens ein abgehauster Weber oder Schneider oder ein durstiger Musikant. Er macht den Sprecher, der das Wort führt und trägt als Auszeichnung einen vielbebänderten Degen und einen Blumen- oder Rosmarinstrauß [63] im Knopfloche oder auf dem Hute. Den sicherheitsgefährlichen alten Degen vertritt nunmehr der harmlosere Stock, ein spanisches Rohr, und es läßt sich nicht läugnen, daß sich dieser für unsere Zeit auch viel mehr ziemt.