4.

Zu Mehring war ein kleiner Bauer, der sich eine Nebenwohnung bauen wollte, und wenn ihm der Bau[296] nach Wunsch gelänge, eine Wallfahrt bey Wasser und Brod nach Altötting zu U.L. Frauen versprach. Beym Fällen des Bauholzes traf ihn aber ein Baum und erschlug ihn.

Nach seinem Tode hatte er keine Ruhe; in der Miethe war nämlich eine Familie mit einem Mädchen etwa zwölf Jahre alt, welches allein in einem Stübchen schlief; dieser erschien er; man glaubte aber ihrer Aussage nicht.

Nun kam das Mädchen nach München; während ihrer Abwesenheit ließ sich der Geist nicht mehr sehen. Doch das Mädchen wurde krank und sah sich gezwungen, heimzugehen, und so schlief sie wieder in ihrem früheren Stübchen.

Schon in der ersten Nacht erschien der Geist, etlichemal auf- und abgehend. Das Mädchen sagte es am folgenden Tage der Mutter, und diese ging zum Pfarrer, welcher den Rath ertheilte, den Geist nur anzusprechen, und zwar mit dem bekannten Spruche: »Alle guten Geister loben Gott den Herrn, sag an, was ist dein Begehren!«

Das Mädchen rief also den Geist, der die nächste Nacht wieder kam, mit obigen Worten dreymal an. Sie hatte das drittemal noch nicht geendet, als der Geist zu reden anfing und sie bat, für ihn eine Wallfahrt bey Wasser und Brod nach Altötting zu unternehmen, dann werde er erlöst seyn.

So unternahm das Mädchen mit ihrer Mutter die Wallfahrt. Auf dem Wege, nicht mehr weit von Altötting, [297] erhob sich aber ein solch' heftiger brausender Wind, daß sich beyde führen mußten, um nicht umgeworfen zu werden, und sie vermerkten zugleich, wie wenn Jemand zwischen ihnen durchgelaufen wäre.

Als sie im Gasthof zu Altötting Morgens aufstanden und zur Kirche gehen wollten, fanden sie die Thüre des Zimmers versperrt, und mußten warten, bis endlich gegen zehn Uhr der Kellner ihnen bedeutete, es sey die Thüre ja gar nicht verschlossen; sie möchten nur herausgehen. Damit hatten sie sich aber so verspätet, daß sie mit der nächsten Fahrt nicht mehr nach Hause konnten – zu ihrem Glücke: denn diese Fahrt war eine unglückliche und kamen mehrere Personen dabey ums Leben. Von da hatte der Geist Ruhe und ließ sich nicht mehr sehen.

Aus dem Munde des Sohnes des erlösten Bauern.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Erster Theil. Viertes Buch. Der Tod. 10. Die Arme Seele. 6. Sagen und Legenden. 4. [Zu Mehring war ein kleiner Bauer, der sich eine Nebenwohnung bauen]. 4. [Zu Mehring war ein kleiner Bauer, der sich eine Nebenwohnung bauen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E0E2-9