1.
Die Nachgeburt wird in einen neuen Hafen gethan, unter das Bett gestellt und nach Sonnenuntergang unter einem fruchttragenden Baume vergraben, wodurch das Kind fruchtbar an Tugenden und Wissen wird. Fronau.
Ist das Kind zur Welt gekommen, so fragt die Mutter mit prüfendem Blicke, ob es wohl gerathen sey, seine geraden Glieder habe, ob es stark und gesund und fähig zum Leben sey. Sind diese Fragen glücklich gelöst, so beginnt eine neue Sorge der Mutter, daß ihr nichts widerfahre, was seinem leiblichen wie geistigen Wohle schaden könnte, daß alles vermieden werde, was bösen Einfluß üben, alles in Anwendung komme, was für jetzt und die Zukunft sein Heil und Glück befördern möchte. Mit Bangen wird Alles erforscht, was auf Freude oder Kummer deutet, und kein Mittel unversucht gelassen, das böse Schicksal des Kindes, so es anzeigt wäre, zum Guten zu wenden.
So geräth die Mutter von Sorge in Sorge um das Kind, das ein Theil des eigenen Ichs, Fleisch von ihrem Fleische ist und an ihrer Brust genährt wird, von dem Tage an, wo es zur Welt kam, bis zur Stunde, wo die Mutter aus dem Leben scheidet, und selbst aus dem Jenseits reicht die Muttersorge noch herunter auf das Kind, das sie zurückgelassen, als ob Nichts in der [178] Welt einen Ersatz bieten könnte für die Liebe und die Sorge, die ein Mutterherz empfindet.
Wer sollte also tadeln, wenn ich in Nachstehendem mich etwas weitläufiger darüber verbreite, was in die ser Beziehung alte Sitte geheiliget hat, wenn es gleich dem Geschmacke der Neuzeit nicht zusagt.
Die Nachgeburt wird in einen neuen Hafen gethan, unter das Bett gestellt und nach Sonnenuntergang unter einem fruchttragenden Baume vergraben, wodurch das Kind fruchtbar an Tugenden und Wissen wird. Fronau.