I. Mutterkuß.
Eine Bäuerin, welche in der Hoffnung war, trug sich immer mit dem Gedanken, daß sie das Kind, wenn [232] sie es zur Welt gebracht, umbringen müsse. Sie beichtete dieses öfter dem Priester, aber die beängstigende Anfechtung verließ sie nicht.
Da erlaubte ihr der Priester, das Kind zu tödten, unter der Bedingung, daß sie es ehevor küsse. Wie sie zur Entbindung kam, küßte sie dem Befehle gemäß das Kind. Die Mutterliebe war aber mit dem ersten Mutterkusse so über sie gekommen, daß ihr dieses Kind von nun an das theuerste wurde. Fronau.