[410] §. 48. Reichenstein,

einst den Herren von Frauenstein gehörig, hart an der böhmischen Gränze, bey Stadlern gelegen, gleichfalls in Trümmern; sie ist sehr hoch auf Felsen gebaut, so daß man von ihr den weissen Berg bey Prag sehen kann, und die Wolken kugelförmig heranrollend den Besucher in dunkle Nacht hüllen. Wegen der hohen Lage ist die Luft dort so scharf, daß selbst die Spatzen nicht bleiben mögen, sondern, wenn hieher gebracht, wieder entfliehen. – Auch hier zeigen sich zwey weisse Frauengeister, oft am hellen Mittage. – So wie Reichenstein mit Frauenstein durch unterirdische Gänge verbunden war, so auch oben in der Luft die Thürme beyder Schlösser durch Draht. – Kannte man damals schon eine Art Telegraph, weil die Sage gar häufig erzählt, daß die Herren der nahegelegenen Burgen von ihren Mauern aus sich besprochen?

Der Schloßbrunnen ist so tief, daß eines Steines Fall nur nach geraumer Zeit vernommen wird, erst in leisem Säuseln, dann mit fürchterlichem Donnerrollen.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 48. Reichenstein. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E1F6-6