§. 23. Fahrende Jäger.

Jäger ohne Dienst, welche einen Herrn suchen und nie finden, weil es ihnen nicht darum zu thun, sind eigentliche Landstreicher, welche sich mit Betteln und Wildschiessen fortbringen, so gut es eben geht, und beym [165] Bauer Rast und Herberge nehmen. Sie können mehr als andere Leute und sind daher gefürchtet, wie Zigeuner. Von ihren Künsten wußte man sonst viel zu erzählen, jetzt ist diese Art Geschäfts-Reisender sehr selten geworden, weßhalb fast nicht mehr von ihnen die Rede geht.

Gleich den Zigeunern erweisen sie dem Landmanne, der ihnen Gutes gethan, angemessenen Gegendienst. Auf dem Bogenhof bey Velburg sind seit Menschengedenken keine Spatzen zu treffen. Denn als er von dem letzten Brande aufgebaut wurde, wollte ein Wildprätschütze, der auf Reisen war, dem Bauer für die Aufnahme danken und frug ihn, was er ihm verthun solle, die Mäuse oder die Spatzen. Der Bauer meynte, die Spatzen thäten ihm mehr Schaden, und so verthat er sie ihm: siedar kann sich kein solcher gefiederter Gast dort mehr halten. Gleiches meldet man vom Orte Eglwang bey Parsberg: hier waren es Zigeuner, welche den Bauern für gute Aufnahme zum Danke die Spatzen verthaten.

Ein Jäger hatte sieben Gehilfen nach einander verloren; denn so oft sich es Einer davon hatte beygehen lassen, auf einen Hirschen zu schiessen, war die Kugel auf ihn zurückgegangen. Nun kam ein junges Bürschchen und bot sich zum Dienste an. Auf vieles Bitten nahm ihn der Jäger an, aber unter der ausdrücklichen Bedingung, daß er nie auf einen Hirschen schiesse. Der Junge sagte zu und hielt anfangs sein Wort: er ließ alle Hirsche, groß und klein, an sich vorüberziehen. Eines Tages aber stand ihm ein stattlicher Edelhirsch zu Schuß: da vermochte er es nicht länger; kaum war [166] aber der Hirsch zusammengestürzt, pfiff schon die Kugel durch die Bäume her auf ihn zu. Da nahm er sein Hütchen ab, kniete sich nieder und fing die Kugel im Hütchen auf. Freudig lud er sein Gewehr damit und schoß sie frey in die Luft hinaus, und ging heim, sein Abenteuer zu melden. Nicht lange, so kam die Nachbarin, eines zweydeutigen Jägers Weib, wehklagend herein und hinterbrachte ihr Unglück, daß der Mann kurz vorher am Tische erschossen worden, die Kugel sey durch's Fenster gekommen, man wisse nicht woher. Jetzt wußte man, wer die sieben Gehilfen erschossen hatte. Neuenhammer.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Zweyter Abschnitt. 2. Teufelsmenschen. 23. Fahrende Jäger. 23. Fahrende Jäger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E217-3