4.

Der Wind hat auch ein Weib, die Windin; letztere ist viel schärfer als der Mann, und verliebter Natur: sie reißt den Männern den Hut vom Kopfe und führt ihn fort, daß sie ihr nachlaufen müssen; sie weint gerne wie alle Weiber, plaudert gerne und kommt oft mit den Hexen, welche üble Wäsche mit den schmutzigen Wolken anrichten, in Streit. Sie regiert in der Morgenfrühe, im Frühjahre und Sommer, von Süd und West her.

Während der Mann mit dem Besen die Weltkugel fegt und putzt, trägt sie Wasser zu, macht aber gewöhnlich das Uebel ärger durch Zuviel.

Der Mann dagegen hat es auf das Weibervolk abgesehen, jagt ihnen die Kleider zwischen die Beine, zerzaust ihr Haar; er regiert Vormittags im Herbst und Winter von Nord und Ost. Klein und kugelrund, hat er einen grossen Kopf und als Greis weissen Bart. Er kann nicht leiden, was groß ist, wie Berge, Thürme, Bäume, ist immer mürrisch, bouswirri, und kommt daher auch oft mit seinem Weibe in Streit, wobey es Sturm und Wirbelwind gibt; mit Vieh und Leuten lebt er in steter Feindschaft; vor Allem haßt er die [106] Schweine: wo er regiert, gedeihen sie nicht. Der Wald und seine Bäume, Gras und Halmen sehen ihn, wie er leibt und lebt, nicken ihm entgegen, plaudern mit ihm. Neuenhammer.

Wenn der Wind stark geht, hat sich Einer gehenkt, Amberg – und wogt das Feld im Winde, so geht der Wolf, des Wodan Thier, durch die Troidar – Getraider. Neuenhammer.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Neuntes Buch. Luft. 1. Lufterscheinungen. 1. Wind. 4. [Der Wind hat auch ein Weib, die Windin; letztere ist viel schärfer]. 4. [Der Wind hat auch ein Weib, die Windin; letztere ist viel schärfer]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E22C-8