7.

Ebenso ist nicht selten von geisterhaften Hasen, besonders dreybeinigen, die Rede.

Am Schwarzweiher hatte Einer seine Leinwand zum Bleichen aufgelegt und einen Wächter für die Nacht bestellt. Dieser sah nun mehrere Nächte hindurch einen Hasen auf der Leinwand herumlaufen. Aergerlich schoß er auf ihn und traf einen Lauf: doch der Hase fiel nicht, lief auch nicht weiter, sondern machte [194] ein Männchen. Da ging der Hüter hin und schlug ihn mit dem Kolben tod und packte ihn in seinen Ranzen, den er dann als Kopfkissen benützte, damit er ihm nicht gestohlen würde. Bald darauf aber sah er Einen vorübergehen, den er nicht kannte, der aber aus dem Schwarzenwürberg herausgekommen seyn mußte, und wie der vorüberging, rief ihm der tode Hase aus dem Ranzen zu: »Schichter Tuchner, geh herein zu mir, denn ich kann nicht aus, liegt der Philipp auf mir!« Den letzteren Namen führte der Hüter. Dieser nahm aber den Ranzen, warf ihn weit weg von sich und lief eiligst davon. Am andern Tage suchte er seinen Ranzen: er war in tausend Fetzen zerrissen. Der Hase aber zeigt sich noch immer.

Zwischen Weiding und Hansenried steht ein Marterl: dort geht ein Hase, den Niemand schiessen konnte. Einer aber schoß ihn doch und that ihn in seinen Ranzen. Dann ging er zur Tuchhütte, wo man eben Leinwand bleichte, zu seinem Dirnl. Beyde scherzten und fielen auf den Ranzen. Da schrie der Hase im Ranzen. Nun will der Mann heimgehen und seinen Ranzen nehmen, da machte der Hase ein Männchen heraus. Er will ihn tod schlagen, das Thier aber springt heraus, er nach, und immer weiter fort, bis zur Galgenlohe, einem Moose, in welches früher die Verbrecher, so ihr Leben verwirkt hatten, versenkt wurden. Zu rechter Zeit kehrte er noch um, und hatte einen weiten Weg nach Hause, wo er bald erkrankte.

Gewöhnlich haben diese Hasen nur drey Füsse, [195] auf welchen sie gleichwohl sehr schnell einherhumpeln: so auf dem Frauenstein bey Tiefenbach, auf dem Wege von Katharina nach Rittsteig, auf dem Galgenberg bey Tiefenbach u.s.w.

Einer ging in mondheller Nacht von Rittsteig nach Katharina mit Salz, und traf an einer Stelle, Dank genannt, den dreybeinigen Hasen; er wollte ihn tod schlagen und hob schon den Stock: da rief es hinter ihm: »Bedenke dich erst!« Er sah um, Niemand war da. Voll Angst kehrte er um.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Zweyter Abschnitt. 2. Teufelsmenschen. 30. Geisterhafte Thiere. 7. [Ebenso ist nicht selten von geisterhaften Hasen, besonders dreybeinigen]. 7. [Ebenso ist nicht selten von geisterhaften Hasen, besonders dreybeinigen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E4BE-E