[157] II. Teufelsmenschen.

§. 21. Einleitung.

Es gibt Leute, welche es mit dem Teufel haben, damit er ihnen zu Gütern der Welt verhelfe oder die Zukunft enthülle, oder sie schütze, oder ihnen beystehe, dem Nebenmenschen zu schaden, um Rache an ihnen zu nehmen. Solche Leute vermögen daher mehr als andere Menschen, und sind ebendeßhalb in der ganzen Gegend ebenso bekannt wie gefürchtet.

Das Verhältniß, in welches der böse Mensch so zum Teufel tritt, ist ein ausgesprochenes, auf einen festen Vertrag zwischen beyden Theilen begründetes, ein eigentliches Bündniß mit dem Teufel, welcher nach Umlauf einer gewissen Zeit als Lohn seines Beystandes die Seele des Verbündeten sich ausbedungen hat, oder stillschweigend eingegangen, indem der Mensch sich der teuflischen Zauberkünste bedient, und dadurch von selbst, durch die That schon, demselben verfällt.

Das Volk glaubt an böse Künste und schreibt widrige Erfolge, die es nicht zu erklären vermag, denselben zu: als Inhaber solcher satanischer Künste bezeichnet es die Glieder gewisser Menschenklassen, vor Allem die Zigeuner, wegen ihres geheimnißvollen Thuns, dann alte Weiber, die als Hexen auftreten, den Bilmesschneider, ferner Schäfer, Schinder, [158] vazirende Jäger; steigt es hier in die unteren Schichten der Bevölkerung hinab, um die Teufelsleute herauszufinden, so bleibt das Volk gleichwohl nicht bey diesen allein stehen, sondern greift auch nach oben, zu den Herren, deren Gewaltthätigkeit es fühlen muß, ja zu ganzen Reihen derselben, welche als Verschworene, Teufelsverbündete, grössere Erfolge erzielen wollen. Doch liegt ihm diese höhere Reihe ferner, die gefährlichsten, weil die nächsten, sind ihm jene niederen Klassen.

Das Volk hütet sich daher sehr, dieselben zu beleidigen oder ihnen Etwas abzuschlagen, um nicht ihre Rache zu reizen, der man nicht entgehen kann. Nur mit der Hexe macht man weniger Umstände und mit dem Bilmesschneider, weil man Mittel besitzt, sie für ihre Zauberkünste zu züchtigen. Mit den Zigeunern mag man am wenigsten anbinden: denn sie kommen so unvermutet als sie verschwinden: da läßt sich nicht mehr helfen. Dagegen sind Schäfer und Schinder in so ferne auch nützliche Leute, als sie tiefes Wissen in die Geheimnisse der Natur und ihrer Kräfte gegen Krankheiten der Menschen und Thiere besitzen, und daher um Lohn zur Abhilfe herbeygezogen werden, da, wo Nichts mehr helfen will.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Zweyter Abschnitt. 2. Teufelsmenschen. 21. Einleitung. 21. Einleitung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E4FD-2