§. 2. Sonnenfinsterniß.

1.

Es ist eine trübe Ahnung, welche die Völker der Erde durchzuckt, wenn das strahlende Auge der Welt am Himmel in den dunkeln Schleyer der Finsterniß sich hüllt: sie haben einst vernommen, in ihrer Kindheit Jahren, es werde eine Zeit hereinbrechen, da dieses Auge, einmal geschlossen, sich nicht mehr öffnen, für die Erde kein Tag mehr scheinen wird. Um das gewisse Schicksal möglichst ferne zu halten, wachen zwar die Götter: denn selbst sie müssen, wenn die Sonne unterliegt, hinabsteigen von ihrem Götterhimmel in die schwarze Nacht der Vernichtung. Aber auch die Völker bringen Opfer und Gebete dar und suchen, ihren Göttern treu zur Seite stehend, den Feind, der sich verschlingend [54] auf die Sonne wirft, durch Lärmen und Absenden von Geschossen zu erschrecken, in die Flucht zu treiben. Es erscheint dieses eben so sehr als Pflicht der Menschen, als durch das Abschneiden der Nägel von den Toden die Vollendung des Todenschiffes hinauszuschieben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Achtes Buch. Licht und Feuer. 1. Gestirne. 2. Sonnenfinsterniß. 1. [Es ist eine trübe Ahnung, welche die Völker der Erde durchzuckt]. 1. [Es ist eine trübe Ahnung, welche die Völker der Erde durchzuckt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E74B-3