1.
Die Sage von der Korbflechterin und demHunde in Verbindung mit dem Weltuntergange ist Seitenstück zur Spinnerin im Monde und ihrem Rocken, und ausserdem noch bedeutungsvoll, weil der Hund ganz dem Managarmr, dem Mondwolf der Edda, entspricht, welcher hinter dem Monde her ist, um ihn zu verschlingen, und ihn wirklich verschlingen wird, am Ende der Tage. Daß in dem Hunde der Wolf gemeynt sey, besagen Sprichwörter ganz deutlich, welche vom Sonnenwolf reden. Ein solches lautet: »Das wird auch wahr, ehe der Wolf die Sonne auffrißt« – von gleicher Bedeutung mit: »ehe die Katze ein Ey legt« – womit die lange Dauer bis zum Eintreffen eines Ereignisses bezeichnet werden will. Das Volk weiß also noch vom Sonnenwolfe, demBruder des Mondwolfes. – Wie aber kommt die Alte in den Mond? wozu dient der Korb? soll er Schild, Licht- oder Strahlenschild seyn dem Monde, warum darf er nicht vollendet werden, d.h. müssen die Flecken im Monde bleiben? und ist seine Bedeutung eine feindselige für den Hund, weil er ihn nicht vollenden läßt?
[75] Ich halte ausserdem dafür, daß diese Sage sich neben der Mondsfinsterniß auch auf den Mondwechsel beziehe. Das Korbflechten ist eine stets neu beginnende Arbeit, wie auch der Mond seine Wechsel immer wieder erneut. Dem Fortschreiten des Korbflechtens und dem allmäligen Verkleinern des Korbes durch das Zerreissen entspricht der auf- und abnehmende Mond. Der gierige Hund scheint selbst die Vollendung nicht abwarten zu wollen, er fährt darauf los und zerreißt ihn, wobey der Mond immer mehr verfinstert wird, je mehr der Hund vom Korbe abreißt, bis die Alte ihr Werk von Neuem beginnt. Und wenn der Korb nicht ganz zerrissen werden darf, so soll auch die Spinnerin den Rocken nicht ganz abspinnen.