§. 17. Der Schmid und der Teufel.
Es war einmal ein Schmid, dem es sehr schlecht ging. Zu dem kam ein Geselle und bat um Arbeit; es war eben zu der Zeit, wo Unser Herrgott noch auf der Welt war. Der Schmid nahm ihn auf, obwohl er keine Kunden und nichts zu thun hatte. Der Geselle war aber so geschickt, daß der Meister bald die ganze Gegend zur Kundschaft erhielt. Denn wenn ein Pferd zum beschlagen kam, so ging der Geselle hin, schnitt dem Pferde den Fuß ab, der beschlagen werden sollte, legte ihn auf den Ambos, machte das Eisen daran und hielt dann den Fuß dem Pferde wieder hin, und er war angeheilt.
Endlich machte der Geselle Feyerabend. Der Schmid aber wollte ihn nicht entlassen. Da sagte er zum Meister: »Ehe ich gehe, kannst du dir drey Wünsche thun.«
Der Schmid wünschte nun, und sagte: »In meiner Schmide habe ich, wie du weißt, einen Sack hängen, in welchen ich die alten Nägel hineinthue. Die Bauern [77] stehlen sie mir aber meistens wieder heraus. Ich will nun, daß, wer wieder hineinlangt, um Nägel herauszunehmen, die Hände nicht wieder herausbringe.«
Dieses soll geschehen, sagte der Geselle.
Dann weißt du, daß die Bauern immer an den Kühlstein hinanpissen: ich will nun, daß jeder, der sich hinstellt, nicht mehr weg kann, sondern stehen bleiben muß.
Das soll auch geschehen, erwiederte der Geselle.
Endlich habe ich in meinem Garten einen Apfelbaum, auf dem alle Jahre die schönsten Aepfel wachsen, aber nicht für mich, sondern für die Diebe, welche sie stehlen: ich will daher, daß wer auf den Apfelbaum hinaufsteigt, nicht mehr herunter kann.
Auch das soll erfüllt werden, antwortete der Geselle, und damit ging er fort.
Mit dem Gesellen war aber auch das Glück von dem Schmid gewichen, und er gerieth wieder in so grosse Noth wie vorher. Da ging er einesmals hinaus auf das Feld, und zerbrach sich den Kopf, was er denn anfangen sollte, um Weib und Kind zu ernähren. Während er so nachdachte, begegnete ihm ein grünes Männchen und frug ihn, worüber er denn so tiefsinnig nachdenke. Da erzählte ihm der Schmid von seiner Noth. »Weißt du was,« begann das Männchen, »wenn du mir in dieses Buch hineinverschreibst, was du zu Hause nicht weißt, so gebe ich dir Geld, so viel du brauchst; in sieben Jahren hole ich mein Theil.«
Der Schmid besann sich nicht lange und unterschrieb sich in das Buch, erhielt Geld, so viel er brauchte und [78] ging voll Freude nach Hause, um seinem Weib zu erzählen, wie glücklich er gewesen sey.
Die Frau aber fing zu weinen und zu klagen an: denn sie war schwanger, und der Mann wußte es nicht.
Der Schmid aber achtete indessen gar wenig darauf und dachte, kommt Zeit, kommt Rath, – stellte wieder Gesellen ein und ward ein reicher Mann.
Die Frau genas unterdeß eines Knäbleins. Wie sieben Jahre um waren, meldete sich der Teufel und sagte zum Schmid: »Du weißt, was du unterschrieben hast; die Zeit ist um, ich hole mein Pfand.«
Die Frau aber liebte ihr Knäbchen um so mehr, als es schon im Mutterleib dem Unglück anheimgegeben war, und erhob solches Jammern und Wehklagen, daß der Schmid sich entschloß, statt seines Kindes mit dem Teufel zu gehen.
Dem Teufel war es gleich, wenn er nur eine Seele hatte. Der Schmid aber richtete seine Sachen zusammen, nahm Abschied von den Seinen und ging mit dem Teufel. Als sie einige Schritte vor dem Hause waren, sagte der Schmid: »Lieber Teufel, ich habe etwas vergessen. Sey so gut, und gehe in die Schmide und bringe mir das, was in dem Säckchen an der Wand aufbewahrt ist.«
Der Teufel that ihm zu Willen, wollte aus dem Säckchen das Verlangte herausholen, konnte aber seine Hand nicht mehr wegbringen. Und der Schmid rief seine Gesellen, und sie schlugen nun so lange mit ihren Hämmern auf den armen Teufel los, daß dieser bat, [79] sie möchten aufhören: er wolle gerne allein gehen und nicht wieder kommen. So liessen sie ihn los. Wie er nun in die Hölle kam, frug ihn der Oberste der Teufel, wo er denn den Schmid habe. Da erzählte der Teufel, wie es ihm ergangen sey und wie er von Glück zu sagen habe, losgekommen zu seyn.
Nun schickte der Oberste der Teufel einen Zweyten, den Schmid zu holen. Dieser kam zum Schmid und sagte: »Du weißt, was du unterschrieben hast, Meister: mach dich also reisefertig.«
Der Schmid richtete sich wieder zusammen und ging mit dem Teufel. Vorerst aber bat er den Teufel, er möchte in das Säckchen langen, und ihm herausholen, was darin verborgen wäre. Der Teufel aber hatte vom Obersten der Teufel den Auftrag erhalten, ja nicht in das Säckchen zu langen; er that es daher nicht.
Da bat ihn der Schmid, er möchte dann doch ein wenig auf den Kühlstein stehen, derweil er selbst zum Säckchen gehen und das Vergessene herausnehmen wolle.
Der Teufel that, wie ihn der Schmid ersucht. Kaum aber stand er auf dem Steine, so rief der Schmid seine Gesellen und schlug mit diesen so lange auf den Teufel, bis dieser sagte, er wolle nichts mehr, man möge ihn nur laufen lassen.
So ließ man ihn gehen. Wie er nun in die Hölle kam, frug der Oberste der Teufel, wo er den Schmid habe. Da nun dieser gleich dem ersten nur von Schlägen zu vermelden wußte, die er empfangen hatte, so wurde ein dritter Teufel abgeordnet, den Schmid zu holen, [80] dabey aber gewarnt, ja nicht in das Säckchen zu greifen und auch nicht auf den Kühlstein zu stehen.
Wie er nun zum Schmid kam, sagte er: »Meister, du weißt, was du versprochen hast. Richte dich, du mußt mit.« Der Schmid erwiederte ihm, daß er schon gehen wolle, er möge nur vorerst aus dem Sacke die Nägel herausnehmen, und da er nichts ausrichtete, so ersuchte er ihn, auf den Kühlstein zu stehen, und da auch dieses vergebens war, so mußte er wohl mit dem Teufel auf den Weg. Als sie nun durch den Garten gingen, kamen sie an dem Apfelbaume vorüber. So sagte der Meister: »Lieber Teufel, steig mir doch noch zu guter Letzt auf den Baum hinauf und thue mir einige von seinen schönen Aepfeln herab.« Der Teufel war ihm zu Gefallen, und stieg auf den Baum. Der Schmid aber rief seine Gesellen, und schlug mit diesen auf den Teufel, der nicht mehr herab konnte, ärger ein als auf die ersten Zwey. Endlich bat der Teufel, sie möchten ihn nur auslassen, er komme gewiß nicht mehr. Da liessen sie ihn fort.
Der Oberste der Teufel ward zornig, als er das Schicksal des dritten Abgesandten vernahm und machte sich selbst auf, den Schmid zu holen. Da rieth ihm der erste Teufel, ja nicht in das Säckchen zu greifen, und der zweyte, ja nicht auf den Kühlstein zu treten und der dritte, ja nicht auf den Apfelbaum zu steigen.
Also kam der Oberste der Teufel zum Schmid und sagte: »Meister, mach' und pack' zusammen: jetzt mußt du mit. Deine Sachen helfen dir nichts mehr.« Da [81] nahm der Schmid seinen Ranzen und ging mit dem Obersten der Teufel. Eine Weile waren sie gegangen, da begegnete ihnen ein Priester, der zu einem Kranken den Leib des Herrn brachte. Voll Angst bat der Teufel den Schmid, ihn doch in den Ranzen schliefen zu lassen, bis der Priester vorüber wäre. Der Schmid that so, ging aber statt vorwärts, nun rückwärts wieder nach Hause, legte den Ranzen auf den Ambos und schlug mit seinen Gesellen um die Wette darauf los, bis der Teufelfürst versprach, ihn in Ruhe zu lassen.
Wirklich hatte der Schmid nun Friede. Endlich starb er und wollte in den Himmel. So sagte Petrus zu ihm: »Du hast dich ja dem Teufel verschrieben: du gehörst also nicht in den Himmel, sondern in die Hölle.«
Da ging der Schmid in die Hölle. Wie er aber die Thüre öffnete und hineinsah, so schlugen ihm die Teufel, die ihn kannten, die Thüre vor der Nase zu; sie meynten, der wäre denn doch gar zu grob, als daß sie ihn aufnehmen könnten: er würde es ihnen am Ende wieder so arg machen, wie er schon vordem auf Erden dreyen, und selbst dem Obersten von ihnen gethan.
Da ging nun der Schmid wieder vor die Himmelsthüre und weil er nicht hineindurfte, blieb er heraussen stehen. Er hörte aber durch die Thüre, daß Unser Herrgott eben auf der Jagd sey, und da zu derselben Zeit auf der Welt eine Frau im Baden ertrunken war, und so ganz nackt daher kam, nahm er sie auf die Schulter und trug sie vor die Himmelsthüre und klopfte an. Da frug St. Petrus, was es gebe. »Ich bringe [82] die Wildsau, die gerade Unser Herrgott auf der Jagd geschossen hat,« sagte der Schmid, und der Himmelspförtner machte auf und ließ ihn ein.
Bald darauf kam Unser Herrgott von der Jagd zurück, und sah den Schmid und zankte den Petrus, daß er ihn eingelassen hätte, und befahl, ihn wieder hinauszuschaffen. Der Schmid aber besann sich nicht lange, warf seinen Ranzen hin und setzte sich darauf, indem er sagte: »Hier sitz' ich auf meinem Gut, will sehen, wer mich hinausthut?«
Da klagte es Petrus Unserem Herrgott, daß er den Schmid nicht mehr hinausbringe. So sagte Unser Herrgott: »Jetzt halten wir einen großen Umgang und dem Schmid gibst du die Fahne, daß er voran gehen muß. Ist er dann zur Thüre draussen, so mache diese nur schnell zu, damit er nicht mehr herein kann.«
St. Petrus that Alles getreulich, und der Schmid muß nun immer zwischen Himmel und Hölle herumgehen, und heißt auch bey einigen der ewige Jude. Ebnat.