§. 16. Der Teufel und der Besenbinder.

Es war einmal ein Förster, der hat seinen Wald nicht mehr überkommen können, es ist ihm allzuviel Holz gestohlen worden. Darüber hat er so geflucht, bis der Teufel kam und ihn frug, was ihm fehle. Kömmst mir gerade recht, antwortete ihm der Förster, den Wald übergebe ich dir und alle Leute, die da stehlen.

Der Teufel ging nun in den Wald wie der Förster[75] und erwischte sogleich und zunächst einen Besenbinder, der Birkenreiser schnitt. Halt, du gehörst mir, schrie der Teufel, und packte den Besenbinder beym Schopf. Der aber fiel auf die Knie, und bat, ihn nur diesesmal laufen zu lassen, Weib und Kind zu Hause müßten sonst verhungern. Da sagte der Teufel: »Weißt was, in drey Dingen mußt Du mit mir eine Wette eingehen; gewinnst du sie, sollst du frey von dannen gehen. Zuerst mußt du mit mir in die Wette laufen.« Recht, sagte der Besenbinder, aber meinenAlten mußt du auch mitlaufen lassen. Zunächst in der Staude saß aber ein Hase. Der Teufel lief, der Besenbinder klopfte auf die Staude und der Hase sprang heraus und lief dem Teufel voraus.

Jetzt, sagte der Teufel, mußt du mit mir auf einen Baum steigen: wer zuerst oben ist, der gewinnt. Recht, erwiederte der Besenbinder, aber meinen Jungen mußt du auch mitsteigen lassen. Da standen zwey dürre himmelhohe Bäume: im Busche aber saß ein Eichhörnchen.

Der Teufel fing zu steigen an, der Besenbinder stieß in den Busch und das Eichhörnchen sprang flugs zu höchst auf den dürren Baum, dem Teufel weit voraus.

Jetzt, sagte der Teufel zornig, mußt du diese Eisenkugel höher werfen als ich. Er nahm nun die Kugel und warf sie so hoch, daß sie über die Wolken hinauf fuhr, und als sie niederfiel, ein Loch in den Boden schlug. Der Teufel grub sie heraus und gab sie dem Besenbinder in die Hand, damit er werfe. Der aber[76] konnte sie kaum in der Hand halten, so schwer war sie. Heiland der Welt, rief er voll Angst, hilf, daß die Kugel über den Wolken hängen bleibt! Halt, schrie der Teufel voll Entsetzen, gib mir meine Kugel wieder, ich dürfte ohne sie nicht mehr in die Hölle, und lief davon. Neuenhammer.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Erster Abschnitt. 2. Teufel. 16. Der Teufel und der Besenbinder. 16. Der Teufel und der Besenbinder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-ED34-5