5. Die Höhlen.

Der Hollenstein, ein bewaldeter Berg hinter der Burg, St. Wolfgang gegenüber, birgt zwey merkwürdige Höhlen, Holl-Löcher genannt. Die erste derselben schaut nach S.O. gerade auf die Kirche von St. Wolfgang, die andere um's Eck gegen O. Nach der Volkssage hausten Druiden darin.

Den Eingang zur ersten bildet ein Bogen, etwa 100 Fuß hoch und 150 Fuß breit; man fährt jetzt von der Strasse bequem hinauf, weil ein Velburger Brauer die Höhle als Keller benützt und den Zugang aufschütten ließ. Gleich unter dem Bogenthore erweitert sich der Raum so bedeutend, daß man mit einem vierspännigen Wagen bequem darin umkehren kann. In diesem Vorplatze macht sich ein Felsenstück bemerkbar, fast in Mitte des Bodens, durch Tropfwasser ausgehöhlt und den Hirten der Gegend als Wasserbehälter dienend, wahrscheinlich ein Opferaltar oder Feuerherd. In der Nähe herum findet man versteinerte Eberzähne. Zur Zeit des ersten Einfalles der Franzosen flüchteten die Leute ihr Eigentum hinein und drangen bis zu einem unterirdischen See vor.

Die zweyte Höhle, ohne scheinbare Verbindung mit der ersten, und dieser an Grösse nahezu gleich, wird durch einen natürlichen Pfeiler gestützt; der Gang, der tief abwärts führte, ist verschüttet.

Diese Höhlen erstrecken sich in unbekannter Tiefe[432] und Weite, und sollen mit anderen Höhlen bis Lutzmannstein hin in Verbindung stehen. Eine solche Höhle ist bey Breitenwün, zwischen Velburg und letzterem Orte, im Razenberge, von der Windisch in seinem Velburger Grundbuche Folgendes meldet: Im Jahr 1725 begaben sich 25 Burger von Amberg in diese Höhle etwa 900 Klafter tief und sahen viele seltsame Sachen, Paläste, wilde Werke, Plätze, rauschende Wasser, fliessende Brunnen, doch Alles im Finstern, grosse Riesengebeine, grosse unverwesene Leichname. Einer der Besucher entwich und kam halbtod heraus, ein anderer wurde von einemWeibe mit einem Steine geworfen, daß er fast um ein Auge kam. Nach acht Stunden kamen sie gleich Toden und abscheulichsten Aussehens wieder aus dem Berge. – Im Jahr 1715 wagten sich zwey Metzgerbursche hinein und wurden auf Anzeige ihres Hündchens tod herausgebracht. – Ferner, 1733 wagte sich ein Operator mit seinen Leuten und Einigen aus Velburg 600 Klafter tief in den Berg, und sahen die vorhin erwähnten underwesenen, oder begeisterten Körper und Gebeine von grossen und kleinen Menschen, Thiergebeine, unvergleichlich schöne Krystalle, vielfarbige, mannsdicke Säulen; man schlug davon eine um, und sie gab im Fallen einen Klang wie von Metall. – In demselben Razenberge, auf Lutzmannsteiner Gebiet, ist aber die größte und schönste dieser Höhlen, und viele menschliche Riesengebeine wurden aus ihr schon hervorgeholt.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 5. Burgen. 62. Velburg. 5. Die Höhlen. 5. Die Höhlen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-EDED-9