§. 9. Raunlöcher.

So reich die Gegend im Westen an Höhlen, so merkwürdig ist sie auch durch die sogenannten Raunlöcher.

Diese sollen nach des Volkes Meynung dem Blitze ihr Entstehen verdanken, der in den wasserarmen Boden einschlägt und ein kleines Loch hinterläßt. Dieses bildet sich immer fort, indem das Erdreich sich ablöst und versickert, so daß am Ende ein ungeheurer Trichter sich bildet, in welchem Kirchen Raum genug hätten. Der Boden ist dort ganz locker, und Regen-und Schneewasser kann sich leicht Abzüge graben. Durch diese Trichter fließt also das Wasser ab in das Innere der Erde, und ohne sie würden die Thäler zu Seen. Oft ließ man mit dem Wasser Häckerling hinunter: er kam in einer Entfernung von zwey bis drey Stunden mit Quellen zum Vorscheine. Einmal wurden die Halme aus dem Felde hinweg von Krumpenwün bis Adertshausen unter der Erde fortgeführt.

Diese Löcher finden sich auf dem ganzen Berglande von Hohenfels und Lauterhofen auf der sogenannten »Dürre;« dann auch gegen die Vils hin. So befindet [258] sich zu Balkering bey Ensdorf ein Raunloch auf einer Wiese, durch welches das wilde Wasser vom Regen abfließt: der Vater des Erzählers schüttete eine Kürm voll Halme hinein, und diese kamen, eine halbe Stunde weg, unten am Berge aus einer Quelle zum Vorschein.

Sie tragen auch den Namen »Schauerlöcher« da, wo Schauer für Gewitter gilt. Das Wort Raunloch ist gebildet wie Raun-Nacht, wo Raun = heilig, geheimnißvoll; sie verdanken ja ihr Entstehen dem Blitze, der Alles heiligt, was er trifft.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 1. Berge. 9. Raunlöcher. 9. Raunlöcher. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-EEF0-8