18. Der Roßkauf.

Altes Volkslied.


Durch den Wald hin ritt der Müller,
Will verkaufen seinen Schimmel;
Finster ist's, kein Mondenschein,
Und die lieben Sternelein
Halten sich verborgen.
Aus dem Busch tritt da ein Alter:
»Müller mag dich Gott erhalten;
Ist der Schimmel dir nicht feil?
Vierzig Thaler sind dein Theil,
So du ihn willst geben.«
Voran geht der Alte schnelle,
Und der Müller folgt zur Stelle:
Schau hier an das Felsenhohl,
Hier ist unser Stall sowohl!
Folge mit dem Schimmel.
»Sag', was sollen all' die Rosse
An die Krippen angeschlossen
In dem ungeheuern Raum,
Und daneben Sattel, Zaum:
Geht es bald zum Reiten?
Sag', was sollen all die Krieger,
Die dort in den Zellen liegen,
All' in Waffen fein und blank
Schlafen sie auf harter Bank:
Wollen sie an's Fechten?
Sag', wer ist dort eingeschlafen
Auf der weißen Marmortafel?
Und sein Bart wie Feuersgluth
Wächst ihm durch den festen Tisch,
Sag' es mir du Alter?«
Der da schläft, ich will ihn nennen:
Sollst den röm'schen König kennen!
Wenn es an der rechten Zeit
Wacht er auf und sein Geleit,
Auf wohl zu den Waffen!
All' die Ross' in diesen Höhlen,
Viele thuen uns noch fehlen,
Laufen dann in weiter Welt,
Wo der Herr die Fahne hält,
Unser röm'scher König!

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. 18. Der Roßkauf. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F043-1