108. Der Dollinger.

3.


VonFranz Schmidt.


Wer denkt wol auf dem Heidplatz im grauen Regensburg
Noch, wie der Heide Craco wild ritt die Straßen durch.
Mit rohem Hohngelächter rief er: all Christenkind
Bewähr mit mir im Kampfe, was Christengötter sind.
Er kam an Körperlänge nah einem Reiterspeer,
Gleich einer Hand an Breite war seine Seitenwehr.
Die Haut vom Elephanten umzog ihm Hals und Brust,
Er schwang die Eisenstange, als übt er Jägerlust.
Es dröhnten bang die Straßen von seines Rosses Huf,
Es weinten Kind und Mutter, erscholl sein Todesruf.
Da klirrten auf die Riegel von eines Bürgers Haus –
Es ritt hervor mit Muthe Hans Dollinger zum Straus.
Sie haben hart gerungen, mit Stoßen, Hieb und Stich,
Bis Hansens Adern floßen, und er wie leblos wich.
Es scholl der Heiden Jubel, bang schwieg die Christenschaar –
Als zwischen beiden Streitern man ward ein Kreuz gewahr
Von frommer Hand erhoben, wie Mondenflimmerlicht.
Da bäumt sich Cracos Märe, und seine Lanze bricht.
Vom Christenspeer getroffen sank er erblaßt und schrie:
»Daß ich der Christen Götter zum Kampf gefordert nie!«
Ihr Regensburger Bürger, die ihr am Heidplatz wohnt,
Merkt euch, wie Gottvertrauen stets unser Heiland lohnt.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. 108. Der Dollinger. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F1FE-6