337. Der Hirt von Oggersheim.

2.

VonLudwig Schandein. – Pfälzisch.

Mit Schrecke em noch heut gedenkt
Der dreißigjärig Krieg;
Do word gemordt, gebrennt, gesengt,
Segar noch nochem Sieg.
Vun viele Feind war doch derwüscht
Das Diebschor, die Spanjole:
Wollt das die Palz mit lauter Lischt
Als Morgenimbs sich hole.
Vor Oggerschem mußt still m'r steh',
Do war gelecht e' Knopp;
Der Owerscht wollt un wollt nit geh':
Der hatt die Palz im Kopp!
Isch 's Städtel wul ach stark verschanzt,
Doch krikt's die Gäsegichter:
M'r hot se pärsch schun angeranzt –
Der Feind steht immer dichter.
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Doch ener numme weist noch Mut,
Der denkt in seinem Sinn:
Prowir's, un wann's nir helfe dut –
Do gehts in enem hin.
Un herzhaft stellt er sich uf's Thor,
Un wegelt 's weiße Tüchel
Un ruft: »Gebt ehr uns Schutz devor,
Isch gleich uf Thor un Richel!
Doch seid ehr köppisch, roh un hart,
Werd herzhaft sich gewehrt:
Es werd noch grosi Hülf erwart –
En Ehr die anner wert!«
Den Owerscht frät das gar zu sehr,
Un gleich isch's Thor ach offe;
Doch als sie drei', isch alles leer,
War alles fortgeloffe!
Der Uewerrescht das isch der Hert,
Es isch der Hannes Warsch;
Wie's Städtel so belagert werd,
Mächt alles linksum marsch.
Der Owerscht frogt, er sächt gedrückt:
»Wie kunnt ich ach mitlafe?
Mei' Fra die hot e' Klenes krikt –
Das muß ich halt doch tafe!«
Trett nächer hin un bitt un sächt:
»Das Städtel isch befreit!
Herr Owerscht, isch es Euch nit recht,
So halt ich Kinntaf heut?«
Der Owerscht sicht en freundlich an,
Er nimmt's em nit vor üwel
Un sächt: »Weil du so brav gethan,
So heb ich der dei' Büwel!« –
Nit wohr, das Stückel isch mol schö',
's könnt schöner wul nit sei';
Es sollt in jedem Büchel steh',
Drum setz ich's do erei'.
In Oggerschem isch's wul gekennt,
Ja jedes Kinnel kann es;
So lang m'r Oggerschem noch nennt –
So nennt m'r 's Warsche Hannes! –

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Erster Band. 337. Der Hirt von Oggersheim. 337. Der Hirt von Oggersheim. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F313-6