[166] 1133. 'S Kindamährl von dee Erba.

Von J.A. Pangkofer.

Um a Kudern voll Erba,
Dee s' selba hab'n brockt,
Sand eahna drei Kinderl
Im Kroas uma g'nockt,
Und eifri hab'n s' g'naschelt
Und g'schnufelt dazua,
Dee zwoa kloana Deanderl
Und da noh kloana Bua.
Rundum is da Wald
Um den graserlgrean Schlag,
Und 'rauf aus da Leiten
Schaugt dem Hüathaus sei Dach.
Durch dee Sambama blinkatzt
Von z'höchst rei wia Gold
Da Sunna sei Schein
Und im Wasen si molt.
Und Platzerln so schön
Wia dea Schlag in da Häng'
Mit da Weitsicht in's Thal
Dee gibt's net in da Meng.
Weil noh dee drei Kinderl
So naschen mit Giar,
Woaß Gott, wia dees g'scheg'n,
Da sand eahna Viar.
A wundaliabs Büaberl
Mit Flügerl und Schein
Sitzt zwischen dee Deanderl,
Und laachelt so fein.
Da Sepperl dasichten,
Da gibt's eahm an Riß,
Doh glei sagt a hoamlat:
Ge' Engerl, ge' iß!
Ees dearft's enk net wundarn,
Es is a so halt,
Und d' Kinda und d' Engerl
Dee kenna si bald.
Und 's Engerl sagt schmuntzlat:
Ees G'schwisterl, es kloa'n,
Ob Oans ebba woaß,
Wia d' Erberl sand woan?
Da röckan s' dee Köpferl
Neugiarli, und schaug'n
Dem Engerl af's Malerl
Mit dee Rehböckel-Aug'n.
»Daselbn, wia 's Herr Jeserl,
Hat iatz 's Engerl dazählt,
Zwischen Oechsel und Eserl
Is kemma af d' Welt,
Daselbn viel kloans G'sinderl
Hat sei kurzleisis Leb'n
Für 's winzi Christkinderl
Scho sterbat hergeb'n.
Da Herodes, da Küni,
Da bluatige Mann
Hat lassen wia wüni
Dee Kinderl abthann.
'S Christkinderl wo drunta,
So hat ma eahm b'richt,
Daweil dees a Wunda
In's Mohreland hat g'flücht.
Viel Müata, viel tausat,
Hab'n d' Aug'n gwoant roth
Ueben Kinderln, o grausat!
Eahnan blutinga Tod.
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In Loadnuß, in schwaara,
Hab'n s' g'jammert und g'schrian;
Wo hinfallt a Zahra
Thuat a Bleamerl aufblüah'n.
Aus dee Bleamerl hab'n müassen
Wern bluatrothe Biar
Voll Duft und voll Süaßen
Dee schönste Waldziar.
Und d' Winderl hab'n trag'n
Den Sam' umanand
Wia d' Christlehr mit dee Tag'n
Kimmt a aa in jed's Land.
Für dee Kinda, dee klona,
Dee Biarl sand b'stimmt,
Daß net an 's sell Woana
'S Andenka vokimmt.
Dee Zahra, dee bittan,
Dee d' Müata thuan woa'n
Mit hoamlinga Zittan
Füar eahnane Kloa'n,
Dee macha s' so glückli,
Wann d' Kinda anschlag'n,
Und sand noh daquickli
In Urahndel Tag'n.« –
Mit dee Aug'n und dee Herzerl
Net sched mit dee Ohr'n
Hab'n d' Kinderl auf'glust
Und koa Wort hab'n s' volorn.
Doh weil se si b'sinna
Sand s' wieda alloa,
Und Erba bluatroth
Denka Wasen und Stoa.
Küahglockna dee läuten
Jatz eini vom Saam'
Und d' Kinda dawacha
Als wia'r aus an Traam.
A Wohlgruch rund uma
Wia'r a Kornwölkerl fliagt,
Und zwischen den Gipfeln
A Schein afi ziagt.
Dee Kinda den Kindan
Hab'n 's G'schichtel dazählt
Nacha furt als a g'hoams
In de kloan Kindawelt.
I hab 's von mein Brüaderl,
Mei Schwesterl vo miar,
Hab'ns ananda zuag'raundelt
Wia ma g'suacht hab'n dee Biar.
Viel Tausat vogessan 's,
Miar aba is 's blieb'n,
Daß 's ebba net abstirbt
Hab' i 's endli aufg'schrieb'n.
Vielleicht is net recht,
Und i möcht' scho schia moa'n,
A sellas fein's Mährl
G'hörat sched füa dee Kloan.
Vo da Unschuld geht's aus
Und da Unschuld kimmt's zua,
Und bracht hat's vom Himmel
Da kloa Engerlbua.

NB. Zu Hause im Altmühlthal und niedergeschrieben nach einer Jugenderinnerung.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Dritter Band. 1133. 'S Kindamährl von dee Erba. 1133. 'S Kindamährl von dee Erba. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F475-F