899. Gunzenlech.

Mündlich. – Vgl. Lori Gesch. Bayerns I.Welser Gesch. Augsburgs u.A.


In der Mehringer-Au, am Lechfelde lag ehedem ein prächtiges Schloß, das den Welfen gehört hatte, und in noch frühern Zeiten ein römisches Kastellum auf der Straße von Innsbruck nach Augsburg gewesen sein soll. Dieses uralte und prächtige Schloß hieß zu Römers Zeiten Concio legionum, und wurde später Gunzenlech genannt.

Hier war es vorzüglich, wo die Hunnen im Jahre 955 die große Niederlage erlitten, und von den Deutschen so gedrängt wurden, daß diejenigen, welche nicht durch das Schwert fielen, in den Fluthen des Leches ertranken. Auf diesem Schlosse feierte Herzog Heinrich X., der Stolze von Bayern, mit Gertraut, der Erbtochter des Kaisers Lothar, und Richinga, Gräfin von Nordheim, im Jahre 1127 seine Hochzeit.

Hier versammelte Herzog Welf VI., Vater Heinrichs des Löwen, eine Menge Fürsten des Reiches, edle Vasallen und Ritter, und stellte am [433] Pfingstfeste 1175 der Welt ein Schauspiel der Pracht vor, wie sie es nie gesehen hatte.

Auf dieser schönen Burg hat auch König Philipp von Schwaben, Bruder Kaiser Heinrich VI. mit Irene, der Tochter des griechischen Kaisers Isaak Angelus, die bereits mit Roger, König von Sizilien vermählt war, 1197 die Hochzeit mit staunenswerther Pracht gefeiert.

Dieses stolze und merkwürdige Schloß, das so weitläufig war, daß es ein ganzes Heer fassen konnte, und mit solchen prächtigen Gärten und Anlagen geziert war, daß man nicht dergleichen weit und breit sah, kam nach Absterben der prachtliebenden Welfen so in Verfall, daß es im fünfzehnten Jahrhunderte nur mehr als verfallene Ruine erscheint. Gegenwärtig sieht man aber keine Spur mehr davon, und doch lebt es noch im Munde des lechrainischen Volkes. Das Volk sagt: es sei versunken. Dieses ist aber buchstäblich war; denn die Fluthen des reißenden Lechstromes haben nicht bloß die Burg, sondern auch den Grund, worauf Gunzenlech gestanden, weggeschwemmt.

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Zweiter Band. 899. Gunzenlech. 899. Gunzenlech. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F887-5