Ihr Fest
O Regina, wenn deine Zephyrhände,
Wie Engelflügel den Rosenbusch,
Fächeln die Tasten
Deines goldnen Saitenspiels;
Wenn dann Harmonia, die Göttin,
Neben dir schwebt, und mit dem Schlage
Der Flügel, deines Saitenspiels
Gedanken beseelt; deine Töne weckt und auftrinkt;
So steh' des Gefangnen Bild vor deiner Seele,
Wie er ächzt im Kerkergeklüft,
[433]Und am Tage deines Werdens
Für dich betet, daß die Stirn' ihm glüht,
Daß Funken der Liebe dem Aug' entsprühn
Und der Andacht Zähr' im Staube perlt.
Laß sie leben! so seufzt er, der Einsame!
Laß sie leben, Erbarmer! Guter!
Gib ihr der Freuden viel!
Nur wenige Tropfen laß sie schlürfen
Aus dem Becher der Leiden!
Ach! nur wenige Tropfen,
Von deiner Gnade durchsüßt!
Und spät, o spät erst, du Schaffer und Tödter!
Gib ihr den Kuß der innigsten Liebe,
Daß ihre Seele – dein Meisterstück –
Im Entzücken vom Leibe sich trennt!