Bei der Einweihung der Soldatenkirche zu Ludwigsburg

Kein Monument, mit Schweiß und Blut bespritzt,
Kein goldnes Haus, wo stolz auf Marmorquader
Der falsche Ruhm mit Fluch beladen sitzt,
Erthürmt sich heute unser Vater!
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Wie bald zerstäubt ein Monument von Erz,
Auch eingeweiht mit asiat'schem Pompe!
Carl wählt sich Tempel und der Völker Herz
Zur ew'gen Katakombe.
Er spricht – und Felsenrippen stehen da!
Geweiht als Heiligthum zu seines Gottes Ehre!
Und Jehovah! und Jehovah!
Ertönen Kanzel und Altäre!
Schon eilt der Fürst, wie Salomo,
Ins Gotteshaus an seiner Kinder Spitze,
Und seine Andacht steigt, wie Loh
Vom Opfer auf zum Sternensitze.
Ha! Rauchgewölk erfüllt das Haus,
Die Donner der Erhörung reden
Aus einer Wetternacht heraus,
Die segnen und nicht tödten:
Der Himmel ist für meinen Stuhl zu klein,
Zu klein für meinen Schemel ist die Erde!
Doch weih' ich dieses Haus zu meiner Wohnung ein
Und den Altar zu meinem Opferherde!
So spricht der Herr. Der hohen Andacht Glut
Ergießt sich schon in Jubellieder!
Es strömt der Taufe Krystallflut!
Versöhnung träuft vom Kelche nieder.
Des frommen Priesters Stimme fällt
Ins dürre Herz, wie goldner Regen.
Der Sünder denkt ans Heil der Welt,
Und fühlt den bluterkauften Segen.
Die Krieger heben die gestählte Hand
Zu Gott am Tag der Tempelweihe,
Sie schwören Gott, dem Vaterland,
Und dir, o Carl! den Schwur der Treue.
[107]
Und das Soldatenkind hüpft an der Mutter Brust,
Vom Vorgefühl der künft'gen Wonne trunken;
Der Kläger selbst fühlt heut' nur Himmelslust,
Aufs Tempelpflaster hingesunken.
Und Ludwigsburg umringt im Strahlenkreis
Den großen Stifter dieser Scene.
In Psalmenflügen tönt ihr Preis,
Es glüht ihr Dank in jeder Thräne.
Wer sind die hundert Armen dort,
Um die der Dank die Seraphsschwingen breitet?
Carl – tönt's mit jedem Flammenwort,
Hat uns gespeist, getränkt, gekleidet!
Soldatenwaisen fallen aufs Gesicht,
Mit überm Haupt geschlungnen Händen;
Und was der Waisen Einfalt spricht,
Schallt himmelan von wiedertönenden Wänden.
Kein Psalmendonner spricht so laut,
Wie Waisendank und wie des Armen Zähre;
Wer jedem Elend hilft, wer Gotteshäuser baut,
Braucht keinen Herold seiner Ehre!
Nur frommer Dank von deiner Stadt,
Nur Ehrfurcht strömt zu deinen Füßen,
O Carl! der unsre Herzen hat,
Und dem der Wonne Thränen fließen!
Sei deinen Kindern ferner hold,
Erhabner Fürst, die Glorie der Gnade
Umstrahle dich wie Sonnengold
Und werfe Licht auf deines Volkes Pfade.
Dein treues Ludwigsburg liegt hier
Und läßt aus neuen Tempelhallen
Ein freudiges: Herr Gott dich loben wir!
Mit heißem Flehn für ihren Fürsten schallen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schubart, Christian Friedrich Daniel. Gedichte. Gedichte. Politisches und Zeitgeschichtliches. Schwäbisches. Bei der Einweihung der Soldatenkirche zu Ludwigsburg. Bei der Einweihung der Soldatenkirche zu Ludwigsburg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-010F-3