Auf ein Paar gestickte Rosen

Nach Blumen trugen wir Verlangen,
Doch lag der Winter auf den Aun:
Da seid ihr lieblich aufgegangen,
Fast wie ein Wunder anzuschaun.
Doch ist's kein Wunder mehr zu nennen
Für den, der eure Saat belauscht;
Er sah die Himmelsröte brennen,
Aus der sich euer Glanz berauscht.
Es nahte sich an jedem Morgen
Still eine ros'ge Gärtnerin,
Die stellte früh, mit leisen Sorgen,
Vor euer weiches Beet sich hin.
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Sie streut' in tausend lichten Fädchen
Den Samen auf den weißen Grund,
Und Morgenrot ergoß das Mädchen
Auf euch von Wangen und von Mund.
Und leuchtend über Mund und Wangen
Ergossen auf die kleine Hand
Zwei Sonnen, freundlich aufgegangen
Den holden Schimmer unverwandt.
Und auch den zarten Fingerspitzen
Entquoll so leise Kraft und Licht
Und zückte mit geheimen Blitzen
Durch euer rotes Angesicht.
So seid ihr in dem seltnen Scheine
Zu solcher Frühlingsglut gediehn:
So hell und himmlisch lächeln keine,
Auf die nur ird'sche Sonne schien.
O Morgenrot, o lichte Sonnen!
Glückselig wer in eurem Glanz
Den ew'gen Frühling sich gewonnen,
Den ewig blüh'nden Rosenkranz!

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TextGrid Repository (2012). Schwab, Gustav. Gedichte. Gedichte. 1. Lieder und vermischte Gedichte. Auf ein Paar gestickte Rosen. Auf ein Paar gestickte Rosen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-072F-B