[165] Wohlthat des Herzens
Kalt und erstarrt liegt rund die Flur umher,
Wo der Gedanke nur die Gruppen stellt;
Und ohne Herz ist unsre schöne Welt
Ein todtes Bild, und aller Freude leer.
Das Herz nur schafft in süßer Sympathie
Aus jedem Gegenstand sich Hochgenuß,
Hört in dem Sturm der Liebe Morgengruß,
Und sammelt Freuden aus des Lebens Müh.
Das Herz gießt neu die Farben um sich her,
Und haucht ein neues glühendes Gewand
Mit schönem Zauber um das nackte Land,
Macht Arme reich, und gibt den Reichen mehr.
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Das Herz schattirt der Auen Purpursaum,
Wo sorgenlos der frohe Knabe lief;
Und Heiligthum ist, wo der Vater schlief,
Die kleine Laube mit dem alten Baum.
Dem Herzen ist das Örtchen eingeweiht,
Wo oft die Mutter einst mit milder Hand
Mit ihrem Butterbrod zur Spende stand,
In unsrer Jugend schöner Rosenzeit.
Das Herz schafft sich die kleine Rasenbank,
Wo ländlich auf des Lenzes weichem Gras
Jüngst fröhlich das geliebte Mädchen saß,
Zum hohen königlichen Marmorgang.
Das Herz erhebt, in Lunens Silberschein,
Wo jüngst entzückt in zephyrleichtem Flug
Zum Abendlied sie ihre Triller schlug,
Den kleinen Wald zu einem Götterhain.
Es zaubert sich aus einer Felsenwand
Ein Blumenbeet zum Feyerkleid hervor,
Wo still die Lauscherinn mit leisem Ohr
Bey ihrer Schwester Philomele stand.
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Das Herz erhöht die Hütte sich zum Thron,
Macht harte Kost zur schönsten Feerey,
Spricht Schuldner los und gibt Verdammte frey,
Und grüßt als Freund den letzten Erdensohn.
Die ganze Trift wird harmonienvoll,
Zur Oreade jeder Echolaut,
Und jeder Quell den Himmlischen vertraut,
Und jeder Flötenhirte zum Apoll.
Das Paradies ist eine Wüsteney,
Wo das Gefühl die Schöpfung nicht beseelt;
Und wo Vernunft nur ihre Pulse zählt,
Elysium ein schales Einerley.
Laß, Himmel, mir, und klaget gleich der Schmerz
Zuweilen noch in meiner stillen Ruh
Ein Elegienstück der Wehmuth zu,
Laß, Himmel, mir zum Troste nur mein Herz.