[140] Kleine Schauspielerin

War man glücklich eingestaubten Bänken,
Lehrerquengeln und den Zeichen an der Tafel,
die man nicht verstand, entzogen,
Abends im Theater, auf die Brüstung hingebogen,
Fühlte man sich Himmel köstlich niedersenken.
Nur im Spiele wollte Glück sich geben,
Wo sich Traum ein ungeheures Sein erfand,
Und den Händen, die zum ersten Mal nach Leben
Griffen, rollte Wirklichkeit dahin wie loser Sand.
Aber wenn du vor den Bühnenlichtern schrittest,
Lächeltest und eingelernte Worte sprachst,
war Wunder aufgehellt,
Mit Musik und Beifall und geputzter Menge glittest
Du ins Herz, warst Weib und Ruhm und Welt.
Herrlich lag beisammen,
was sich dann zerstückte,
In beseelte Stummheit
waren tausend Liebesworte eingedrängt,
Wenn man Abends scheu und heiß
an deinen Fenstern sich vorüberdrückte,
War Erfüllung schimmernd
wie ein Rosenregen ausgesprengt.

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TextGrid Repository (2012). Stadler, Ernst. Gedichte. Der Aufbruch. Stationen. Kleine Schauspielerin. Kleine Schauspielerin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1504-B