Peter, oder die belohnte Ehrlichkeit.
Peter war der ärmste Knabe,
Den es nur im Dorfe gab,
Seine ganze kleine Habe,
War nur, ach! ein Hirtenstab.
[3] Aber treu und sorgsam hütet,
Er, der Schäfchen kleine Zahl.
Führt sie, wie sein Herr gebietet,
Täglich über Berg und Thal.
Dennoch immer unzufrieden,
Murrt der Herr fast Tag und Nacht,
Und verbittert Peters Frieden
Oft durch mancherlei Verdacht.
Traurig sitzt er einst und sinnet,
Wie in Noth und Mißgeschick
Seine Jugendzeit verrinnet,
Und es nässet sich sein Blick.
Plötzlich sprengen, in der Ferne,
Reuter aus dem Busch hervor,
Und ein Herr mit goldnem Sterne
Strahlet über sie empor.
Sieh! was blitzt dort, wo sie ritten,
Hell im lichten Sonnenschein?
Er erreichts mit wenig Schritten.
Ey! was wird es dann wohl seyn?
[4] Eine Börse, voll Dukaten,
Wieget Peter in der Hand,
Die er, reich nun wie Magnaten,
Hier so unerwartet fand.
Aber Peter, ohne Säumen
Treibet seiner Schäfchen Schaar
Zu des Hauses sichern Räumen,
Läuft dann fort, so wie er war.
Alle Leute muß er fragen:
Ob den Herrn sie nicht gesehn?
Muß, ihm rastlos nachzujagen,
Wund sich seine Füße gehn.
Endlich hat er ihn gefunden,
Mühsam hat er ihn erreicht;
Was er auf dem Weg gefunden,
Gern und freudig ihm gezeigt.
Und mit tief gerührten Blicken,
Nimmt der Prinz aus Peters Hand,
Was den Armen zu beglücken,
Sich auf seinem Wege fand.
[5] Und er spricht mit edler Güte:
»Knabe! wie bin ich dir hold!
Ja! dein redliches Gemüthe,
Das bewährte dieses Gold.
Bleibe bei mir. Vatertreue
Schenke nun fortan ich dir,
Bleibe wie du bist, und weihe
Deine Dienste ferner mir.«
Peter horchet ihm mit Freuden,
Und begreifet kaum sein Glück.
Und verschwunden ist sein Leiden,
Seiner Kindheit Mißgeschick.
Aus dem armen Hirtenjungen,
War ein hochgeehrter Mann,
Der schon früh ein Glück errungen,
Wie nur Redlichkeit es kann.
Allen, die wie Peter denken,
Lohnet reich Zufriedenheit;
Denn nur edle Thaten schenken
Des Bewußtseyns Seligkeit.