Fritzens Wanderschaft.
Fritz war ein verzärteltes Muttersöhnchen, das den ganzen Tag hinter dem Ofen hockte. Wenn er zur Schule ging, kleidete er sich so warm an, als ob er eine weite Reise machen müsse, ging recht bedachtsam, um an keinen Stein zu stoßen, lernte nicht eben viel, [71] um nicht durch Anstrengung seiner zarten Gesundheit zu schaden, und fand in der rauhen Witterung, im Winter, wie bei Regenwetter im Sommer, einen Vorwand zu Hause zu bleiben. So wuchs er unwissend und weichlich heran, lernte bei seinem Vater, der ein Schneider war, dessen Handwerk, und beschloß endlich, als er erwachsen war, nach vielen Zureden seiner Kameraden, auf die Wanderschaft zu gehen. Je näher der Tag der Abreise heran rückte, desto bänglicher ward Fritzen zu Muthe, und als der gefürchtete Zeitpunkt nun gekommen, der Bündel gepackt und geschnürt war, konnte er sich kaum fassen vor Schluchzen. Endlich marschirte er doch ab, sahe aber von Zeit zu Zeit nach der Heimath um, wo er so bequem und müssig gelebt hatte, und nun sollte er so im Staube und in der Hitze wandern, und dazu die magere Kost! nein, das war zu arg. Und alles ermahnte ihn zur Rückkehr. Die Schwalben zwitscherten: wohin? wohin? kehre wieder! kehre wieder! – Er horchte: »Und sie haben nicht unrecht.« – Die Frösche quakten: Ach! Ach! Ach! – Fritzchen kamen die Thränen in die Augen. So wanderte er trübseelig einige Tage hindurch, da kam er an eine hohe Bretterwand, die einen Garten umzäunte. Plötzlich fiel es ihm ein, da er keine Thüre erblickte, daß er [72] gehört, das Ende der Welt sei mit Brettern vernagelt. Gottlob! rief er fröhlich über diese Entdeckung aus, nun kann ich umkehren, denn weiter kann ich nicht, und sogleich zog er heim. Alles wunderte sich im Orte über seine baldige Zurückkunft. Ich bin weit herum gezogen, erwiederte Fritz, aber das Reisen ist eine traurige Sache. So kam ich bis ans Ende der Welt, und da mußte ich, natürlicher Weise, wieder umwenden.